Schematische Darstellung eines in der Schweiz hergestellten Lawinen-Sprengmasten.

foto: wyssen avalanche control

Salzburg – Es ist ein Anblick, den man in Westösterreich fast in jedem Tal sieht: Mächtige Verbauungen – meist aus Stahl, seltener aus Holz – sind in die Steilhänge oberhalb von Straßen oder Skipisten betoniert. Diese Lawinenverbauungen sollen im Fall der Fälle Lawinen stoppen beziehungsweise erst gar nicht entstehen lassen.

In Wahrheit sei dies ein rein statisches System, sagt Peter Sönser. Der Jurist arbeitet für das Innsbrucker Ingenieurbüro "i.n.n.", das sich im Auftrag von Skigebieten, Ländern oder Kommunen mit Naturraummanagement beschäftigt.

Sönser und sein Kollege Alexander Ploner – selbst früher bei der Tiroler Wildbachverbauung tätig – plädieren für den vermehrten Einsatz von Sprengmasten, also eines dynamischen Systems. Das Prinzip ist einfach: Statt der massiven Lawinenverbauten werden in die gefährdeten Hänge schmale, bis zu zwölf Meter hohe Lanzen eingebaut. An den Köpfen sind Kartuschen befestigt, die zu Winterbeginn mit kleinen Mengen Sprengstoff gefüllt werden.

Kitzsteinhorn

Erreicht die Schneedecke eine kritische Höhe, kann mittels Fernsteuerung eine kleine Sprengladung gezündet werden und eine kleine Lawine geht ab. So könne man einen Hang dosiert und "portionsweise" über einen ganzen Winter immer wieder entladen, die Lawinenverbauten wären nicht mehr notwendig, sagen Sönser und Ploner. Das in der Schweiz entwickelte System sei beispielsweise am Kitzsteinhorn im Einsatz – "mit großem Erfolg".

Nordkette

Aber auch ein aktuelles Beispiel hat Sönser parat: Die Lawinenverbauten auf der Nordkette oberhalb Innsbrucks seien inzwischen mit Schnee völlig gefüllt. Damit würden diese an die Grenze ihrer Schutzfunktion kommen und könnten weitere Schneefälle nicht mehr aufnehmen. Eine dosierte und portionsweise Entladung mit Sprengmasten hingegen würde den gesamten Winter hindurch immer funktionieren. (Thomas Neuhold, 10.1.2019)