Halle – Jeder zweite bis dritte Todesfall durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Europa wäre Forschern zufolge durch eine ausgewogenere Ernährung vermeidbar. Von insgesamt 4,3 Millionen kardiovaskulären Todesfällen im Jahr 2016 in Europa gehen 2,1 Millionen auf eine unausgewogene Ernährung zurück, haben Wissenschafter der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg berechnet.

Für die Studie wertete ein internationales Forscherteam Daten der globalen Krankheitslastenstudie von 1990 bis 2016 aus. Sie analysierten, wie häufig beispielsweise Herzinfarkte oder Schlaganfälle in den 51 Ländern vorkamen, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als europäische Region zusammengefasst werden. Dazu zählen neben den EU-Mitgliedsstaaten und weiteren europäischen Ländern auch mehrere Staaten Vorder- und Zentralasiens wie Armenien und Israel.

Anhand des Lebensmittelkonsums und weiterer Risikofaktoren errechneten die Forscher den Anteil der Todesfälle, der auf eine unausgewogene Ernährung zurückzuführen ist. Dazu zählen sie unter anderem einen zu geringen Konsum von Vollkornprodukten, von Nüssen und Samen sowie von Gemüse und einen zu hohen Salzkonsum.

Männer häufiger betroffen als Frauen

Während in Ländern Mitteleuropas wie Deutschland, aber auch in Italien, Großbritannien und Frankreich mindestens 40 Prozent aller kardiovaskulären Todesfälle mit einer unausgewogenen Ernährung in Verbindung gebracht werden können, betrifft dies in Israel und Spanien dagegen nur jeden dritten Todesfall. In Schweden und Norwegen trägt den Forschern zufolge ein zu geringer Konsum von Nüssen und Samen zu den meisten ernährungsbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei, in vielen zentral- und osteuropäischen Ländern ist hingegen der zu Anteil von Vollkornprodukten der Hauptrisikofaktor.

Große Unterschiede fanden die Forscher auch hinsichtlich Alter und Geschlecht. 2016 starben rund 601.000 Menschen unter 70 Jahren an den Folgen einer ernährungsbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankung, davon 420.000 Männer und 181.000 Frauen. Männer waren tendenziell bereits in jüngeren Jahren betroffen, Frauen dagegen erst ab dem 50. Lebensjahr. Die Studie ist im "European Journal of Epidemiology" erschienen.

Andere mögliche Risikofaktoren – wie etwa der Alkoholkonsum – wurden allerdings nicht nicht berücksichtigt. Da es sich um eine retrospektive Beobachtungsstudie handelt, können zudem keine Kausalzusammenhänge postuliert werden. Das schränkt die Aussagekraft der Studie deutlich ein. (APA, AFP, red, 10.1.2019)