Für die Autobahnbaulobby ist die Marchfeld-Schnellstraße ein gefundenes Fressen. Ein Vogel namens Triel brütet bevorzugt auf Schotter in Flussbetten und verhindert so den Bau der S8. Das kann man ärgerlich und überflüssig finden wie den sprichwörtlichen Kropf – oder aber begrüßen, weil noch vorhandene seltene Vogelarten endlich jenen Schutz bekommen, zu dem sich Österreich in internationalen Abkommen verpflichtet hat.

Ignorieren sollte die Politik den Umstand, dass sich eines von wenigen Brutgebieten dieses Federviehs in Europa just im Weinviertel befindet, nicht. Denn die Trassenführung einer Schnellstraße ist weder gottgegeben noch alternativlos. Im Gegenteil, sie ist das Produkt jahrzehntelangen Ringens zwischen dem Verkehrsministerium, also dem Bund, und Niederösterreich. Im Fall der S8 ist das Vorhaben auch noch verkehrswirtschaftlich fragwürdig. Denn der Verbindung zwischen Wien und Marchegg an der slowakischen Grenze fehlt es – wie der Nordautobahn – am Verkehrsaufkommen, das eine teure Autobahn rechtfertigen würde.

Ja, es gibt dort in vielen Ortschaften eine sehr hohe Verkehrsbelastung. Deren Folgen ließen sich aber effizienter durch Ortsumfahrungen und eine (billigere) Bundesstraße lindern. Womit der Kern des Problems umrissen ist: Zahlen müssten Letzteres das Land und die Gemeinden – und nicht die Autofahrer mit Vignette und Maut, wie das beim Bau durch den Bund und die Asfinag der Fall ist. (Luise Ungerboeck, 10.1.2019)