Spanien kennt nur noch ein Thema: die rechtsradikale Vox. Doch nicht mit Flüchtlingen und Rassismus macht die Partei seit ihrem überraschenden Einzug ins andalusische Regionalparlament von sich reden, sondern mit den Themen Feminismus und häusliche Gewalt.

Vox hetzt gegen "die Genderdiktatur" und "ideologische Lobbys", verbreitet gefälschte Statistiken, denen zufolge ein bedeutender Teil der Anzeigen wegen häuslicher Gewalt Lügen von Frauen seien. Vox gibt damit all den Männern eine Stimme, die nicht einsehen wollen, dass Frauen und Minderheiten die gleichen Rechte und Chancen in der Gesellschaft haben sollten. Spanien – wo am vergangenen 8. März Millionen einem Frauenstreik für Gleichstellung folgten – erlebt eine Gegenrevolution, ähnlich wie die USA unter Donald Trump oder Jair Bolsonaros Brasilien.

Was am schwersten wiegt: Der konservative Partido Popular und die sich als liberal bezeichnenden Ciudadanos geben dieser Politik, die in einer Demokratie eigentlich nichts an zentraler Stelle verloren hat, eine Plattform – aus purer Machtgier. Mehr noch, es hat ein Wettlauf begonnen, wer den nun der Rechteste im ganzen Land ist.

Anders als etwa in Deutschland oder Frankreich haben PP und Cs keine Berührungsängste mit den Extremisten. Sie übernehmen entscheidende Elemente des Vox-Diskurses in der Hoffnung, so Stimmen zurückzugewinnen. Wohin das führt? Ein Blick nach Österreich genügt. (Reiner Wandler, 10.1.2019)