In der Ukraine herrscht ein dringender Bedarf an Angeboten zur psychischen Unterstützung.

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Der andauernde Konflikt in der Ost-Ukraine hat nach Einschätzung von Helfern weitreichende Folgen für die psychische Gesundheit der Kinder. "Der lange Zeitraum von vier Jahren, in dem Kinder permanentem Stress, äußerster Angst und Unsicherheit ausgesetzt sind, hat fatale Auswirkungen auf ihre soziale und emotionale Entwicklung", sagt Andrij Chuprikov, Leiter der SOS-Kinderdörfer in der Ukraine.

200.000 Buben und Mädchen in der Ostukraine seien betroffen, so Chupriko. Vor allem Kinder, die unmittelbar an der Demarkationslinie lebten, litten unter sogenannten toxischem Stress: "Wir beobachten bei ihnen vermehrt Symptome wie Bettnässen, selbstzerstörerisches Verhalten, Aggression oder Abschottung. Im schlimmsten Fall entwickeln Kinder unter solchen Lebensumständen Störungen, die zum Suizid führen", erklärte Chuprikov.

Lebenslang beeinträchtigt

Toxischer Stress gilt als die gefährlichste Form einer Stressreaktion und entsteht, wenn dauerhaft eine große Menge an Stresshormonen ausgeschüttet wird. Bei ausbleibender Behandlung könne die Gesundheit der betroffenen Kinder und Jugendlichen zeitlebens angeschlagen bleiben, warnen Mediziner: In der frühen Kindheit könne zu viel Stress die Nervenverbindungen in Bereichen des Gehirns reduzieren, die für das Lernen und die Vernunft zuständig sind.

Fatal ist nach Angaben der SOS-Kinderdörfer auch eine weitere Begleiterscheinung des Konflikts. "Wir sind äußerst besorgt, weil immer mehr Familien den andauernden Belastungen nicht standhalten", sagt Chuprikov. Sprachlosigkeit und häusliche Gewalt seien auf dem Vormarsch. "Dabei ist die Grundlage für eine halbwegs stabile, gesunde Kindheit, dass Kinder starke persönliche Beziehungen zu ihren Angehörigen haben." Es herrsche ein dringender Bedarf an Angeboten zur psychischen Gesundheit und psychosozialen Unterstützung, "nicht nur für die Buben und Mädchen, sondern auch für ihre Eltern". (APA, 13.1.2019)