Bratislava – Der slowakische Parlamentspräsident Andrej Danko hat seine Abschlussarbeit zur Erlangung des Doktortitels in Rechtswissenschaften fast zur Gänze abgeschrieben. Das stellte eine eigens dafür eingerichtete Kommission nach umfangreicher Prüfung fest, wie die Nachrichtenagentur TASR am Freitag berichtete. Der Chef der mitregierenden Slowakische Nationalpartei (SNS) selbst gab sich unbeeindruckt.

Laut dem Abschlussbericht der Kommission verstieß Danko gegen akademische Regeln. Weite Teile seiner Arbeit von 2002 waren übernommen, ohne dass er sie richtig zitiert oder zumindest paraphrasiert hätte, erklärte Vladimir Janos, Chef der Untersuchungskommission der Universität Matej Bel in Banska Bystrica.

Danko selbst, der die vor Monaten von Medien erhobenen Vorwürfe stets bestritt, reagierte am Freitag gelassen. Er nehme den Kommissionsbericht voll zur Kenntnis, sagte der Parlamentspräsident vor Journalisten und verwies darauf: "Im ganzen Text (des Abschlussberichts) ist aber kein einziges Mal das Wort Plagiat erwähnt, das sich meine Opponenten so sehr gewünscht hatten."

63 von 72 Seiten abgeschrieben

Dem Terminus "Plagiat" ist die Kommission mit dem Argument ausgewichen, diesen Tatbestand würde das slowakische Gesetz nicht kennen. Es sei aber dennoch eindeutig, dass 63 der 72 Seiten von Dankos Doktorarbeit weitgehend mit fünf Vorlagen übereinstimmten, von denen sogar Formalitäten wie die Kapiteleinteilungen direkt übernommen seien, heißt es in dem Abschlussbericht.

Die bürgerliche Opposition der Slowakei forderte umgehend den Rücktritt des Parlamentspräsidenten. Werde Danko nicht von selbst sein Amt, das zweithöchste im Staat, niederlegen, "werden wir seine Abberufung im Parlament überlegen", meinte Lucia Duris Nicholsonova, Vize-Parlamentspräsidentin der neoliberalen Freiheit und Solidarität (SaS).

Derzeit überlegt der Rechtspopulist eine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl am 16. März. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die "Plagiatsaffäre" sich negativ auf seine Erfolgschancen beim Urnengang auswirken. "Doktor der Rechtswissenschaft" (JUDr.) ist in der Slowakei, wie auch in Tschechien ein akademischer Titel zweiten Grades. Eine rückwirkende Aberkennung des Titels von Danko gilt aufgrund der Rechtslage als unwahrscheinlich. (APA, 11.1.2019)