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Hubertus Heil, Triskaidekaphobikerversteher.

Foto: Reuters/Bensch

Berlin – Zum Glück hat die deutsche Bundesregierung keine größeren Probleme: Ein neues Sozialgesetzbuch nimmt Rücksicht auf Abergläubische.

Der Entwurf zur Regelung von Opferentschädigungen, der im November vorgelegt wurde und im Frühjahr beschlossen werden soll, trägt den Titel "Sozialgesetzbuch Vierzehntes Buch – SGB XIV". Doch das Vorgängerdokument trug die Nummer zwölf – was passierte daher mit dem Sozialgesetzbuch 13?

Die Lücke fiel zunächst niemandem auf, eine Sprecherin des Arbeits- und Sozialministers Hubertus Heil (SPD) bestätigte der "Augsburger Allgemeinen" jedoch nun, dass tatsächlich Aberglaube der Grund für die Auslassung der 13 ist. Der Vorlage des Entwurfs sei ein langer Arbeitsprozess vorangegangen, wobei auch die Benennung abgewogen worden sei, sagte Christina Jäger: "Es gab dabei allerdings mehrere Argumente, auch vonseiten der Betroffenenverbände, die sorgsam abgewogen wurden. Letztendlich fiel die Entscheidung auf SGB XIV, weil die Argumente dafür überwogen."

Der neue Gesetzesentwurf ist auch eine Reaktion auf den islamistischen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin im Jahr 2017. Damals starben elf Menschen, 55 weitere wurden verletzt.

Verbreiteter Aberglaube

Der Aberglaube, dass die Zahl 13 Unglück bringe, ist im Volksbrauchtum weit verbreitet. In manchen Hotels fehlt das 13. Stockwerk ebenso wie die Reihe 13 in Flugzeugen. Als echte Krankheit, die in der Psychologie als Triskaidekaphobie bezeichnet wird, handelt es sich jedoch um ein eher seltenes Phänomen. Dass die Politik auf derlei Wahnvorstellungen Rücksicht nimmt, mutet daher doch merkwürdig an. Zumindest die Stimmen der Triskaidekaphobiker scheinen sich die in Umfragen darniederliegenden Sozialdemokraten aber sichern zu wollen.

Andererseits: Mit derselben Logik müsste Deutschland auch die nächste Amtsperiode des Präsidenten auslassen, denn Frank-Walter Steinmeier ist das zwölfte Staatsoberhaupt der Bundesrepublik im Schloss Bellevue. Und die SPD müsste die Statue ihres Ehrenvorsitzenden Willy Brandt aus ihrer Zentrale entfernen – denn dieser war der 13. Vorsitzende in der Geschichte der Sozialdemokraten. Eigentlich sollten die geschichtsbewussten Deutschen die Zahl 13 als Glückszahl empfinden – schließlich war auch das tausendjährige Reich im 13. Jahr seines Bestehens untergegangen, was die Geburtsstunde der Bundesrepublik bedeutete. (Michael Vosatka, 11.1.2019)