Anna Veith ließ am Sonntag wissen, dass sie durchaus noch einmal an den Start eines Weltcuprennens marschieren könnte.

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Zwei schwere Knieoperationen hat Anna Veith schon überwunden. Wie es nach der Nummer drei am Samstag für die 29-jährige Salzburgerin weitergeht, ist offen. Aufgeben will sie jedenfalls nicht. "Ich werde das in aller Ruhe auf mich zukommen lassen. Ich brauche jetzt einfach Zeit zum Gesundwerden und werde Schritt für Schritt daran arbeiten, wieder fit zu werden. Schließlich weiß ich ja, was es heißt, sich zurückzukämpfen, und es ist mir ja auch schon zweimal richtig gut gelungen. Natürlich ist es möglich, dass ich das wieder schaffe", ließ Veith am Sonntag per Aussendung wissen.

Am Tag nach Brunner

Die Super-G-Olympiasiegerin von Sotschi 2014, dreimalige Weltmeisterin und zweimalige Gesamtweltcupsiegerin hat sich beim Riesentorlauf-Training in Pozza di Fassa, Italien, einen Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie zugezogen. Tags zuvor hatte es Stephanie Brunner, Österreichs Riesentorlauf-Hoffnung für die kommende WM in Åre, an gleicher Stelle erwischt – vorderes Kreuzband und Innenmeniskus im linken Knie gerissen.

Veith wurde wie auch Brunner im Innsbrucker Klinikum Hochrum operiert. Anders als bei Brunner passierte Veiths Verletzung nicht bei einem Sturz. "Das, was passiert ist, war einfach Pech", sagte Veith. "Ich bin sehr direkt auf ein Tor zugefahren, musste leicht korrigieren und habe dann einen Schlag abgekriegt, wurde hinten reingedrückt und habe gleich gespürt, dass etwas mit dem Knie nicht stimmt."

Vor nicht einmal einem Jahr gewann Veith die Olympische Silbermedaille im Super-G.
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Training am Limit

Der enormen Belastung ihrer beiden lädierten Knie war sich Veith stets bewusst. "Das Skifahren bleibt ein enorm belastender Sport", hatte sie nach einem für sie "ungewohnten", weil verletzungsfreien Sommer gesagt. Nach diesem hat Veith auch den Vertrag mit ihrem Hauptsponsor um drei Jahre verlängert. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel wollte ihr das Versprechen abringen, bis 2021 weiterzufahren. Veiths Antwort: "Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, könnte ich das versprechen, aber ich muss von Jahr zu Jahr schauen."

Während ihrer langer Verletzungspause habe sie gespürt, dass es noch nicht vorbei sei, hatte Veith zuletzt am Semmering gesagt. "Wichtig ist deshalb vor allem, dass ich gesund bleibe." Auch in Pozza di Fassa habe sie das versucht: "Im Nachhinein würde ich sagen, es gab nichts, was wir an dem Tag hätten anders machen können. Um im Riesenslalom voranzukommen, muss man einfach am Limit trainieren."

Österreichs Damencheftrainer Jürgen Kriechbaum muss schauen, wie er ohne sein halbes Team auskommt. Die Verletzungsserie sei bitter, "denn der Druck ist bei einer WM ja trotzdem da". Grundsätzlich trifft Kriechbaum jede Verletzung, "aber wenn Spitzenleute fehlen, ist es natürlich auffälliger". Der Skisport sei gefährlich, man müsse sich des Risikos stets bewusst sein. "Man kann sich dem nicht entziehen."

Materialdiskussionen

Ob die oft ähnlichen Verletzungsmuster auch auf das Material zurückzuführen sind, ließ Kriechbaum offen. Bei den Damen habe man die Radiusänderungen der Rennski bei weitem nicht so extrem betrieben wie bei den Herren. "Materialdiskussionen kommen speziell bei Verletzungen nach Bagatellstürzen schnell auf."

Der Skiradius sei aber nur ein Teil der Frage. "Man muss sich auch die Kraftübertragung und den Dämpfungsmechanismus ansehen", sprach der Coach das System mit Bindung, Platte und Schuh an. (red, 13.1.2019)

DIE SCHWARZE SERIE DER ÖSV-DAMEN

· Anna Veith: Die 29-jährige Salzburgerin erleidet am 12. Jänner beim Riesentorlauf-Training in Pozza die Fassa, Italien, ohne Sturz einen Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie.

· Stephanie Brunner: Die 24-jährige Tirolerin kommt am 11. Jänner beim Riesentorlauf-Training in Pozza die Fassa völlig unspektakulär zu Sturz und reißt sich das linke vordere Kreuzband und den linken Innenmeniskus.

· Rosina Schneeberger: Die 24-jährige Salzburgerin stürzt am 20. Dezember 2018 im zum Europacup zählenden Super-G in Zauchensee und bricht sich den rechten Außenknöchel.

Katharina Gallhuber erlitt im Dezember ebenfalls einen Kreuzbandriss.
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· Katharina Gallhuber: Die 21-jährige Niederösterreicherin erleidet am 14. Dezember 2018 beim Slalom-Training für die Rennen am Semmering Risse des vorderen Kreuzbandes und des Innenmeniskus im rechten Knie.

· Cornelia Hütter: Die 26-jährige Steirerin zieht sich am 2. Dezember 2018 bei einem Sturz im Super-G von Lake Louise eine Knorpelfraktur an der rechten Oberschenkelrolle zu.

· Christine Scheyer: Die 24-jährige Vorarlbergerin zieht sich am 2. Dezember 2018 bei einem Sturz im Super-G von Lake Louise Risse des Kreuzbandes und des Innenmeniskus rechts sowie eine Oberschenkel-Impressionsfraktur zu.

· Sabrina Maier: Die 24-jährige Salzburgerin erleidet am 18. November 2018 im Training in Copper Mountain, Colorado, einen Schien- und Wadenbeinbruch im rechten Unterschenkel.

· Elisabeth Kappaurer: Die 24-jährige Vorarlbergerin zieht sich am 28. September 2018 beim Riesentorlauf-Training in Sass-Fee, Schweiz, einen Schien- und Wadenbeinbruch im linken Unterschenkel zu.