Klassischer Fall von gestellter Aufnahme: So gemütlich wird in ihrer Musik nicht rumgeknotzt. Das Trio Hodja spiel den Blues nicht bloß, es prügelt ihn nachgerade.

Foto: Hodjamusic.com

Während Nachhaltigkeit heutzutage meist etwas mit Behutsamkeit im menschlichen Umgang mit der Natur zu tun hat, ist das in der Kunst nicht notwendigerweise so. Dort kann Nachhaltigkeit auch aus einer Form von Brutalität entstehen. Das Trio Hodja erinnert auf ihrer aktuellen Platte The Flood an diesen Umstand. Das Album ist wie ein_Satz heißer Ohren, ein Traum. Hodja werden es am morgigen Mittwoch im Wiener Fluc präsentieren, tags darauf im Röda in Steyr.

Hodjas Musik ist nicht gerade lagerfeuertauglich, es handelt sich dabei um eine bewusst roh bis brutal gehaltene Form von Lärmrock, der knietief im Blues watet. Die Aufstellung als Trio zwingt der Band eine Ökonomie auf, die keinen Platz für Firlefanz und Schöntuerei lässt. Schlagzeug, Gitarre und Gesang reichen, um zu überzeugen.

Everything is Everything – so kann man ein Album ruhig beginnen.
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Die Geschichten von Hodja sind genretypisch angelegt, die Songs handeln vom Unglück (die Hochzeit), Verzweiflung (die Ehe), Verarschung (die beste Freundin der Gattin) und werden in der Tradition eines expressionistischen Countryblues erzählt. Bloß das der in der Zeitrechnung nach Punk angesiedelt ist, also entsprechend fies und derb klingt. Wobei sich zur Derbheit durchaus eine gewisse Schönheit gesellt, erinnert der Gesang von Gamiel Stone doch stellenweise an jenen von TV On The Radio. Beide Bands haben Momente, in denen so etwas wie Spiritualität aufblitzt.

Universelle Kraft

Die Mitglieder von Hodja stammen aus Dänemark, Deutschland und den USA. Der Blues wird als jene universelle Kraft akzeptiert, die er ist, die Herkunft ist dabei nicht bedeutend, es geht um das Gefühl und seine Vermittlung. Diesbezüglich müssen Hodja mit keiner schlechten Nachred‘ rechnen. Zumal die Band sich nicht in die Härte um der Härte willen verrennt.

Hin und wieder gilt auch bei Hodja: Giving Gas!
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Es kommt einfach, wie es kommen muss, wenn einem etwas schwer auf dem Gemüt lastet. Bei Hodja führt das zu einer Heaviness, die nicht zwangsweise mit Geschwindigkeitserhöhungen einhergeht. Die Last bremst sie eher, das macht die Musik so richtig heavy: Jon Spencers Blues Explosion auf 20 Umdrehungen pro Minute.

Mögliche Weihestunde

Was bisher schon sehr gut war, bringen Hodja auf The Flood zur Meisterschaft. Im Fach des dreckigen Rock zählt es zu den besten Arbeiten des letzten Jahres. Es schlägt den guten Vorgänger um Längen, ist viriler, abwechslungsreicher, lässiger.

Live war die Band schon einmal im Fluc zu bestaunen, Gefangene wurden damals keine gemacht. Mit diesem Album im Gepäck könnte eine Weihestunde anstehen. Nur damit nachher niemand sagen kann, sie oder er hätten nichts davon gewusst. (Karl Fluch, 15.1.2019)