Logbucheintragung 08/15 Punkt 19. Wir schreiben das Jahr 4711. Raumschiff Entenpreis befindet sich seit 69 Jahren im Orbit des Suchens. Ein großer Schritt für die Menschheit. In Wahrheit nichts in der Zeitrechnung der unendlichen Weiten des Weltalls. Unser Universum wird bestimmt vom Miniversum der "Operation Perpetuum mobile", der wir beharrlich nachgehen. Lieutenant Uhudla und ich nehmen Kurs auf den Planeten Erde. Seargent Spotty beamt uns in eine Metropole im Herzen des Kontinenten Europa. Wundersame Objekte, sogenannte Coffee-Table-Books, sollten uns Aufschluss geben über das Thema der Zeit: laut unverschlüsselten Nachrichten aus okkulter Quelle. Eine freundliche Person namens Michel Bouquiniste öffnete uns seinen, wie er es nannte, "Heiligenschrein des Analogen". Dokumente aus der Historie der immerwährenden Mobilität, einem alten Menschheitstraum, im Sinne von Freiheit und Unabhängigkeit, wollte er uns präsentieren. Und wahrlich, er hatte die Räume voll von Regalen, gefüllt mit gedruckten Büchern. Bouquiniste erzählte uns vom Traum vom Fliegen, von Ikarus, vom Götterboten Hermes und von Drohnen, die ohne menschliches Zutun Dinge von A nach B brachten. Er sprach von Julius Cäsars Streitwägen, von Hannibals Zug über die Alpen und von für verrückt erklärten Erfindern von Motoren, die anstatt mit fossilen Brennstoffen mit Strom betrieben wurden. Einige Bücher zum Thema hatte der Dealer von in Leinen gebundenen, auf Papier gedruckten Gedanken für unser Studium vorbereitet.

Endstation

Einen uns aus dem All vertrauten Blick präsentiert Publizist Heiko Focken in seinem Bildband Bahnhöfe von oben. Spooky erschienen uns indes die Verschwundenen Eisenbahnen im Weinviertel der Gebrüder Zellhofer. Endstation, alles aussteigen. Zug fährt nicht mehr ab. Trotzdem interessante Studienobjekte. Historisch auch das Porträt des Formel-1-Piloten Kimi Räikkönen, aufgezeichnet von Kari Hotakainen: "Minne-menne!" Bombastisch hingegen ist Frank M. Orels Porsche Book: Augenschmaus und gigantisch-fantastische Speed-Bibel. Sinnliche Ästhetik und exzentrische Kurvenkunde betrieb das Duo Kaan/Reinhardt in Passion Oldtimer. Liebevoll im wahrsten Sinn des Wortes darf das von Thorsten Elbrigmann edierte Kompendium Käfer-Love bezeichnet werden. Lieutenant Uhudla schlug vor, das Konvolut mit dem Wakeboard in die Galaxis zu schaffen, bevor unsere am Ring geparkte Drohne gar noch einen Strafzettel kassiert.

Unterschiedlicher könnten sie nicht sein, die Beiträge, wie auch die impulsiven Diskussionen über die Zukunft der Mobilität, stellten wir fest. Nicht selten kam uns vor, dass die wechselseitige Intoleranz von Radlern, Fußgängern, Auto- und Motorradjunkies, Fans fossiler Brennstoffe und E-Mobilität nur Ablenkungsmanöver sind für eine epidemisch grassierende Entscheidungsallergie und Orientierungslosigkeit. (Gregor Auenhammer, 16.1.2019)