Mainz – Das künftig größte optische Teleskop der Welt gewinnt allmählich an Gestalt – auch wenn es auf der Baustelle noch nicht danach aussieht: Essenzielle optische Bauteile für das ELT (Extremely Large Telescope) werden dennoch bereits ausgeliefert. Wenn nichts dazwischen kommt, könnte man damit schon 2025 erstmals einen Blick in die Sterne werfen. An dem Superteleskop der nächsten Generation der Europäischen Südsternwarte (ESO) wird seit Mai 2017 in der chilenischen Atacama-Wüste auf der Spitze des 3.048 Meter hohen Armazones gebaut.

Der Hauptspiegel des ELT wird einen Durchmesser von 39 Metern haben und sich aus rund 800 sechseckigen, beweglichen Spiegel-Elementen zusammensetzen. Die ersten davon wurden bereits Anfang 2018 von der deutschen Firma Schott gegossen.

Der annähernd fertige Sekundärspiegel M2 wird nach einem Zwischenstopp in Frankreich nach Chile transportiert.
Foto: Schott

Wichtiger Sekundärspiegel

Darüber hinaus besitzt das ELT einen zweiten Spiegel mit einem Durchmesser von 4,25 Metern. Auch dieser stammt aus der Werkstätte des Spezialglasherstellers Schott in Mainz und wurde am Montag unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen verladen. Der nur zehn Zentimeter dünne, aber drei Tonnen schwere sogenannte Sekundärspiegel M2 soll das Licht des gewaltigen Hauptspiegels aufnehmen, bündeln und zu einem weiteren Spiegel weiterleiten.

Der Spiegelträger besteht aus Glaskeramik und wurde aus einem über zehn Tonnen schweren Rohling gefertigt. Die letzte Spiegelschicht aus Silber wird nach einem Feinschliff-Zwischenstopp in Frankreich in einer Anlage des Paranal-Observatoriums in Chile zusammen mit einer dünnen Lage aus Siliziumoxid als Schutzfilm aufgetragen.

Video: ELT heute und in sechs Jahren.
European Southern Observatory (ESO)

16 Mal schärfer als Hubbel

Ist einmal alles zusammengesetzt, holt uns dieses technische Wunderwerk mithilfe adaptiver Optik, acht Laser Leitsystemen und zahlreichen Instrumenten bald schon Sterne, Exoplaneten und den Ursprung des Universums näher heran als je zuvor. Der Sprung von gegenwärtigen Teleskopen zum ELT sei etwa so groß wie jener von Galileos Auge zu seinem Teleskop, heißt es seitens der ESO.

Geht alles gut, kann man ab 2025 mit dem ELT die Sterne näher als je zuvor heranholen.
Illustr.: ESO/L. Calçada

Das rund 1,1 Milliarden Euro teure Teleskop wird 13 Mal mehr Licht einfangen können als bisherige Geräte. Selbst das Hubble-Weltraumteleskop soll das ELT weit in den Schatten stellen: Die Teleskop besitzt eine 256 Mal größere Lichtsammelfläche, was es 16 Mal schärfer macht als das Hubble. (red, 15.1.2019)