Das Objekt "Fingermajig" soll den Tastsinn stimulieren.

Foto: Universität für angewandte Kunst, Victor J. Papanek Foundation

Design sei das mächtigste Werkzeug, das die Menschheit je besessen hat, um Produkte, die eigene Umwelt und im erweiterten Sinne auch sich selbst zu gestalten. Dieser Verantwortung widmete der 1923 in Wien geborene Gestalter Victor Papanek sein ganzes Tun und Schreiben. Sein in 23 Sprachen übersetztes Buch "Design for the Real World" gilt bis heute als meistgelesenes Buch über Design.

Es gibt also genug Grund für das Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein, dem großen Visionär, der 1939 mit seiner Mutter vor den Nazis nach New York floh, eine Retrospektive zu widmen. Papanek, er arbeitete anfangs für Frank Lloyd Wright, prägte bereits vor Jahrzehnten Begriffe wie Öko- oder Social Design. Die Ausstellung präsentiert teilweise nie gezeigte Exponate, darunter Zeichnungen, Filme, Manuskripte etc. Die Schau widmet sich weiters Entwürfen, die er oft gemeinsam mit seinen Studenten oder Partnern entwickelte. Dazu zählen Fernseher oder Radios für afrikanische Länder, schon damals Elektrofahrzeuge, Möbel zum Selberbauen oder das Objekt "Fingermajig" zur Stimulierung des Tastsinns (siehe Foto).

Beschäftigt man sich mit Papanek, wird schnell klar, dass seine Forderungen zur Rettung des Planeten aktueller denn je klingen. Vor allem seine Kollegen mahnt der 1998 in Kansas gestorbene Papanek zur Obacht, wenn er meint: "Es gibt zwar Berufsgruppen, die mehr Schaden anrichten als Designer, aber viele sind es nicht." (Michael Hausenblas, RONDO, 23.1.2019)