Bei der Bildungsgerechtigkeit gibt es in Österreich noch Aufholbedarf.

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Damit die Nachhaltigkeitsziele im Bereich Bildung erreicht werden können, müssten die derzeitigen Anstrengungen verzehnfacht werden, sagt Bilal Barakat, Senior Policy Analyst der Unesco. 2012 haben sich alle 193 Mitglieder der Vereinten Nationen auf 17 nachhaltige Entwicklungsziele (Sustainable Developement Goals – SDG), die bis 2030 erreicht werden sollen, verständigt. Hochwertige Bildung ist eines der Ziele. Frühkindliche Bildung, Geschlechter- und Chancengerechtigkeit lauten die Schlagworte.

Der Umgang mit Migration und Flucht spielt dabei eine wichtige Rolle. Im Unesco Global Monitoring Report 2019 – Brücken statt Mauern bauen, Bildung im Kontext von Migration – wird der Status quo analysiert.

Noch lückenhaft

"Aus österreichischer Sicht wurden in den letzten Jahren zwar Fortschritte erzielt, beispielsweise was die Anerkennung von Bildungsabschlüssen betrifft", sagt Barakat. Andere Lücken, wie etwa die Anerkennung der Qualifikation von geflüchteten Lehrern, würden aber nach wie vor bestehen. Als Gegenbeispiel nennt er den Tschad, wo ein gut strukturiertes Programm implementiert wurde, das qualifizierte Lehrer systematisch und in relativ kurzer Zeit anerkennt, um sie dann ins nationale Bildungssystem zu integrieren.

Um die Ziele zu erreichen, müsste Bildungsgerechtigkeit ein großes Thema sein, weil es hier nach wie vor messbare Benachteiligungen von Kindern mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwächeren Schichten gibt.

Verbesserungen wären auch nach Erreichen des Pflichtschulalters wünschenswert. Hier werden, so die Analyse im Weltbildungsbericht, Hürden aufgestellt, die die Durchlässigkeit und den Schulerfolg erschweren. "Diese Lücken müssten nicht bestehen." Als positives Beispiel nennt er Irland, das noch keine lange Vergangenheit als Einwanderungsland hat, aber mittlerweile zu den Ländern mit der am schnellsten wachsenden Zahl an Kindern mit Migrationshintergrund gehört. Dort gebe es diese Lücke nicht. "Eine Maßnahme, die dort heraussticht, ist ein ganz bewusster und systemübergreifender Fokus auf interkulturelle Bildung." So werde Sprachförderung nicht als Defizitbehebung und einmalige Maßnahme am Anfang gesehen, sondern ziehe sich durch die ganze Bildungslaufbahn.

Voneinander lernen

"Kein System ist perfekt, aber alle können voneinander lernen." Und hier können auch die Länder des Südens, die mit geringen Ressourcen erstaunliche Leistungen erbringen, Vorbilder sein. Die Diskussion über Bildungspolitk werde schnell mit nationalen Scheuklappen geführt, es heiße etwa, dass die Herausforderungen sehr speziell seien. Aber die Probleme, die im Kontext von internationaler Migration angegangen werden, kommen letztendlich allen Bildungsbenachteiligten zugute. Und "keine der Herausforderungen, die durch Migration entsteht, wird einfacher, indem man dem Zugang zu gerechter und hochwertiger Bildung Steine in den Weg legt", sagt Barakat. (Gudrun Ostermann, 16.1.2019)