Mit Mehrkosten von 400 Euro müssen Autofahrer durchschnittlich im Jahr rechnen. Der Grund: Die Herstellerangaben weichen laut einer Studie deutlich von der Realität ab.

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Wien – Und jährlich grüßt das (auf den Spritverbrauch schauende) Murmeltier. Zwar ging der reale Kraftstoffverbrauch neuer Pkws im Jahr 2017 erstmals ein bisschen zurück, dennoch liegt er im Schnitt 39 Prozent über jenen Werten, die Hersteller angeben. Zu dieser Schlussfolgerung gelangt eine Studie der Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT).

"Zum ersten Mal, seit wir 2012 mit unserer jährlichen Auswertung der Kraftstoffverbrauchsdaten begannen, stellen wir einen leichten Rückgang der Kluft zwischen offiziellem und tatsächlichem Verbrauch fest," sagt Uwe Tietge, ein ICCT-Forscher und einer der Autoren der Studie. "Zuvor stieg die Abweichung von Jahr zu Jahr an."

6,6 Liter statt 4,8

Trotz der erstmalig leichten Abnahme des Verbrauchs spricht die Entwicklung eine eindeutige Sprache. Die Abweichung zwischen dem versprochenen und dem tatsächlichen Spritverbrauch ist heute mehr als viermal so hoch wie im Jahr 2001. Damals waren es laut der Studie rund acht Prozent. Der Obmann des Verbraucherschutzvereins (VSV), Peter Kolba, hat die Daten ausgewertet und in Liter umgerechnet. Er kommt zu dem Ergebnis: 4,8 Liter im Typenschein bedeuten 6,6 Liter in der Realität. Das wiederum bedeutet für einen durchschnittlichen Autofahrer Mehrkosten von 400 Euro pro Jahr.

Die Forscher des ICCT vermuten, das vermehrte Interesse an Fahrzeugemissionen im Rahmen des Dieselskandals könnte zu dem leichten Rückgang geführt haben. "Ein Grund könnte jedoch auch sein, dass die Hersteller ihre jeweiligen CO2-Zielwerte des Jahres 2015 erfüllt haben und derzeit nur wenig Druck vonseiten des Gesetzgebers verspüren, ihre CO2-Werte weiter zu drücken, da der nächste Zielwert erst wieder ab dem Jahr 2020 gilt," sagt Dr. Peter Mock, Geschäftsführer von ICCT in Europa.

Überhöhte Werte in Österreich

Der Bericht basiert auf einer statistischen Auswertung der Daten für mehr als 1,3 Millionen Fahrzeuge aus acht europäischen Ländern. Österreich wurde in dieser Studie zwar nicht berücksichtigt, passt aber gut ins Schema, wie eine andere Studie von Arbeiterkammer und Umweltbundesamt 2016 zeigten. Hierzulande betrug die Abweichung bereits damals 39 Prozent.

Der Kraftstoffverbrauch von Pkws wird unter einheitlichen Bedingungen in Testlabors ermittelt. Seit September 2018 gilt für alle neuen Fahrzeuge ein neues Testverfahren, die Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure (WLTP), heißt es in der Studie. (red, 16.1.2019)