Cornelia und Peter Cubasch lernten einander vor 32 Jahren an der Universität kennen. Sie gaben zusammen Kurse – Cornelia als Assistentin, Peter als Leiter. Später drehte sich das um. Hier sind die beiden in ihrer Praxis in Wien zu sehen.

Er: Wir haben uns vor 32 Jahren am Mozarteum in Salzburg beim Musik- und Tanzstudium kennengelernt. Ich habe unterrichtet, Cornelia war am Ende ihres Studiums. Wir haben einige Kurse zusammen gegeben.

Sie: Er war der Leiter, ich seine Assistentin. Er ist ja zwölf Jahre älter als ich und hatte schon viel mehr Berufserfahrung als ich mit meinen 24 Jahren. Später, und da hat die Zusammenarbeit so richtig begonnen, sind wir nach Bregenz gezogen und haben gemeinsam ein Weiterbildungsinstitut für Musik und Tanz gegründet.

Er: Parallel haben wir beide die Psychotherapie-Ausbildung gemacht, anschließend gemeinsam die Paartherapie-Ausbildung. Wir haben uns immer gegenseitig geprägt.

Sie: Zuerst vielleicht mehr du mich in der pädagogischen Arbeit und später ich dich in der Paartherapie. Letztere ist mehr meine Leidenschaft, und hier habe ich auch von Anfang an die Leitung übernommen. Ich glaube, das habe ich gebraucht.

Er: Das war ein wichtiger Prozess für uns. Es hat eine Zeit gedauert, bis keine Konkurrenz mehr zwischen uns war oder eine Schieflage in der Beziehung. Ich war richtig froh zu merken, dass einfach unsere Kompetenzen anders verteilt sind. Wir haben geschaut, wer was gut kann, und uns die Aufgaben dementsprechend aufgeteilt.

Sie: Wir mussten erst lernen, ein Team aus Kollegin und Kollege zu sein, nicht nur ein Paar. In der Paartherapie ist es wiederum ein großer Gewinn, auch als Paar für die Paare da zu sein.

Er: Die Leute schätzen es, dass wir als Paar Paartherapie machen, denn wir sind immer beide präsent und ergänzen uns gegenseitig. Es ist nicht so, dass der eine im Gespräch ist und der andere Kaffee kocht.

Sie: Wir hören oft, dass wir sehr authentisch sind. Anders könnten wir auch nicht arbeiten. Wir verstellen uns nicht, erzählen auch offen von unseren Höhen und Tiefen. Wir tun nicht so, als wären wir immer das "Wow-Paar".

Cornelia und Peter Cubasch geben sich als Therapeuten bewusst authentisch. "Wir verstellen uns nicht, erzählen auch offen von unseren Höhen und Tiefen."
Foto: Heribert Corn

Er: Paartherapeuten zu sein ist sicherlich auch ein Vorteil in unserer Beziehung, weil wir bewusster miteinander umgehen. Wir wissen, dass der eine nicht immer nachgeben und der andere sich ständig durchsetzen darf. Sondern dass jeder Konflikt nur dann lösbar ist, wenn beide die Möglichkeit haben, ihre Ansichten auszusprechen. Wenn man Beziehungsstress hat und fünf Minuten später als Team vor einer Gruppe einen Workshop leiten muss, ist das aber natürlich eine Herausforderung. Da muss man sehr professionell sein.

Sie: Da ist wichtig zu unterscheiden: Was betrifft uns als Paar in der Beziehung, und was betrifft uns als Kollege oder Kollegin? Wenn es Ungereimtheiten oder Streit gab, haben wir das in der Pause vielleicht kurz angesprochen, damit die Stimmung nicht kippt. Es war aber klar: Den Rest müssen wir in Ruhe am Abend klären – jetzt treten wir als Therapeuten auf. Manchmal ist es leichter, in der Arbeit miteinander zu funktionieren als im Beziehungsalltag. Wir sind dann oft achtsamer.

Er: Das würde ich auch so sagen. In der Arbeit weiß man, dass man sich zusammennehmen muss und Kritik einen nicht persönlich betrifft. Eine weitere Herausforderung ist, dass unser Leben auch sonst stark mit unserer Arbeit verwoben ist – nicht nur durch unsere Beziehung, sondern auch, weil unser Beruf unser beider Leidenschaft ist.

Sie: So ist auch die Abgrenzung schwieriger, man nimmt die Arbeit eher mit nach Hause. Und das ist natürlich ein "Ende nie", wenn man dann auch noch zugleich Berufs- und Privatmensch ist. Wir beschließen oft gezielt Zeiten, in denen wir privat als Paar unterwegs sind.

Er: Im Urlaub haben wir das immer gut geschafft.

Sie: Nachdem nun auch der letzte unserer drei Söhne ausgezogen ist, sind wir nach mehr als 30 Jahren einmal wieder zu zweit. Das ist eine ganz neue Erfahrung. Trotzdem ist es wichtig, dass – abseits der Paarzeit – jeder auch seine ganz eigenen Sachen macht. Peter ist gerne für sich, liest, schlendert durch die Stadt, ich pflege gerne Freundschaften. (Aufzeichnung: Lisa Breit, Selina Thaler, 4.2.2019)