Ein Einsiedlerkrebs verlässt sein Haus nur dann, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt.
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Hanover – Einsiedlerkrebse haben ihren eigenwilligen Namen daher, dass sie gleichsam zurückgezogen in einem Häuschen leben. Genauer gesagt suchen sie sich passend geformte Objekte, in die sie ihren weichen Hinterleib stecken, wodurch er geschützt ist. Das können heutzutage durchaus von Menschen weggeworfene Hohlkörper sein – am häufigsten ist aber der natürliche Klassiker: ein leeres Schneckenhaus.

Dass diese Schutzhülle kein Bestandteil des eigenen Körpers ist, bringt aber einige Nachteile mit sich. So müssen sich die Krebse im Verlauf ihres Wachstums immer wieder nach neuen, größeren "Häusern" umsehen. Ein anderes Dilemma tritt bei der Fortpflanzung auf: Entweder verlassen sie ihr Haus und riskieren damit, dass es ihnen während der Paarung ein anderer Krebs wegschnappt – oder sie finden einen anderen Weg.

Längenvergleich

Und genau so einen Ausweg dürfte die Penislänge bieten, berichtet Mark Laidre vom Dartmouth College im Fachmagazin "Royal Society Open Science". Für seine Studie "Private Parts for Public Property" verglich er Penislängen (in Relation zur Körpergröße) und Häuser von 328 Einsiedlerkrebsen aus neun verschiedenen Arten. Nach seiner Hypothese ermöglichen längere Penisse den Tieren die Fortpflanzung, während sie "zugleich mit dem Rest ihres Körpers ihr Eigentum sicher im Griff haben".

Die verschiedenen Arten haben durchaus unterschiedlichen Umgang mit ihren Häusern. Manche basteln daran herum, damit sie besser passen – was einigen Aufwand erfordert. Andere lassen sie unverändert. Und wiederum andere schützen sich nur während ihrer Jugend und tragen in reiferem Alter gar keine Behausung mehr mit sich herum.

Die Ergebnisse

Und tatsächlich glaubt Laidre einen Zusammenhang zwischen diesen unterschiedlichen Verhaltensweisen und der Penislänge gefunden zu haben. Den längsten im Verhältnis zur Körpergröße haben die "Renovierer": Nach all der Arbeit, die sie in ihr Haus gesteckt haben, wäre für sie der Verlust am größten – der lange Penis ermöglicht ihnen, das kostbare Gut bei sich zu behalten.

Arten mit unveränderten Häusern haben einen mittellangen Penis: Für sie wäre der Verlust betrüblich, aber Ersatz ließe sich schon früher oder später finden. Arten, die auf Häuser ganz verzichten und daher nichts zu verlieren haben, haben folgerichtig den kürzesten Penis. (red, 18. 1. 2019)