Daniel Knox besingt auf Alben wie "Fun", "Disaster" und "Chasescene" das traurige Leben auf sehr einnehmende Weise.

Foto: Daniel Knox

Wenn es um kurze Aufmerksamkeitsspannen geht, hat man bei Daniel Knox definitiv nichts verloren. Schon allein die Tatsache, dass aufgrund der heutzutage stark verkürzten Konzentrationsfähigkeit der Musikkonsumenten bei diversen Streaming-Diensten jene Songs absolut keine Chance mehr haben, bei denen nicht nach spätestens fünf Sekunden der Gesang einsetzt, sprechen gegen den Songwriter aus Chicago.

Sehr gern machte sich der Mann in der Vergangenheit auf Alben, die sich wie zum Hohn etwa Fun oder, etwas realistischer, Disaster nennen, erst hin zur Songmitte daran, von den wirklichen wichtigen Dingen im Leben zu berichten. Zaunpfahl: Das Leben ist traurig – und es endet nicht gerade gut.

Daniel Knox

Über sein neues Lied The Poisoner, enthalten auf seinem aktuellen Album Chasescene (Verfolgungsjagd) berichtet uns der Pianist und Sänger autobiografisch Überraschendes: "Ich habe mit jemandem zusammengelebt, der jahrelang heimlich mein Essen vergiftet hatte, bevor ich es endlich herausfand. Zu diesem Zeitpunkt waren allerdings auch alle anderen Belange in unserer Beziehung endgültig vergiftet." Nach der Trennung wird dann alles besser? Aber nein. "And it’s hopeless and it’s sad/ It’s the best you’ve ever had/ But it’s not the last, there’ll be a few more/ Here’s the next one at the door/ And she’ll take you to places you wanted to go/ Tells you things you already know/ And I beg you to leave but you won’t go/ It’s easy to love what you don’t know.

Daniel Knox

Aufgenommen hat Daniel Knox dieses schwer depressive wie musikalisch durchaus einnehmende Stück gemeinsam mit der von ihm verehrten Kollegin Nina Nastasia. Im Song Capitol lässt er sich von Jarvis Cocker begleiten, dem in den 1990er-Jahren mit seiner Band Pulp berühmten britischen König der Reihenhaus- und Vorstadtdepression. Mit Streichersatz und opulenter Band, die sich Daniel Knox von seinen Einkünften als Vorführer in der Nachtschicht eines 24-Stunden-Kinos finanzierte (inklusive Streichersatz, Gebläse und singender Säge) geht es stilistisch zurück in die Zeiten von Songwriterheroen aus den 1970er-Jahren.

Erbschleichen und morden

Harry Nilsson ist nicht weit, Randy Newman lässt grüßen. Wenn Elton John in seinen guten Jahren einen Hang zu Weltuntergansszenarien, Mord und Totschlag und Schlechtigkeit ganz allgemein gehabt hätte (Man Is An Animal oder Anna 14), zu Stalking und Paranoia und eben in jeder Hinsicht vergifteten Grauslichkeiten wie Tiermord – und wenn Daniel Knox noch dazu Rufus Wainwright oder John Grant (Queen of Denmark!!!) heißen würde, dann müsste man lyrisch auch nicht unbedingt den Nick-Cave-Verweis bemühen.Daniel Knox legt es mit der hell-brummigen Stimme eines Erbschleichersendung-Troubadours musikalischdurchaus leichtfüssig und auch einmal im Walzertakt an: Letʼs knock the old place down/ Lets light a fire and lock the doors!" (Christian Schachinger, 17.1.2019)