Allzu oft ist von der dunklen Seite der Seele die Rede. Und verfolgt man tagtäglich und allnächtlich aufmerksam die Nachrichten aus aller Herren Länder, lässt sich feststellen, dass sie in Wahrheit allzu oft zutage tritt: die dunkle Seite der Seele. Schon Viktor Frankl (1905-1997) konstatierte, dass das Pendant, der Seele helle Farben, die im "geistig Unbewussten" gründen, viel zu kurz kommen. Als Fallbeispiel nannte der Wiener Neurologe und Psychiater, der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, mögliche Wirkungskreise: "in den Wissenschaften, im gesellschaftlichen Leben, im konkreten Dasein der Menschen überhaupt".

"Von den hellen Farben der Seele" handelt Uwe Böschemeyers neues, gleichnamiges Buch. Sein Konzept nennt er die "Wertorientierte Persönlichkeitsbildung" (alias "WOP"), die er als einen "eigenständigen Entwurf" und zugleich als ein "logotherapeutisches Präventionskonzept" versteht. Uwe Böschemeyer, geboren 1939, hat seinerzeit bei Viktor Frankl studiert und sodann das erste deutsche Institut für Logotherapie gegründet. Derzeit ist er, der heute seinen 80. Geburtstag begeht, Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeitsbildung und Leiter des Instituts für Logotherapie und Existenzanalyse in Salzburg. Böschemeyers Buch richtet sich an "Menschen, die in ihrer Persönlichkeit weiterkommen wollen, sich neuen Sichtweisen des Menschen nicht verschließen", an all jene, die ihren Horizont erweitern wollen, de facto an Menschen, "die sich von meiner Hoffnung auf ein gutes Leben anstecken lassen wollen". Böschemeyer reflektiert in seinem Opus magnum sämtliche Erfahrungen seiner beruflichen und persönlichen Entwicklung, erzählt von privaten und professionellen Begegnungen sowie seiner "Wanderung in die innere Landschaft".

C. G. Jung meinte einst, "Frieden in kleineren und größeren Gemeinschaften sei keine Utopie, wenn die Menschen aufhörten, die eigenen Probleme von sich auf andere zu projizieren". Fragen der Hoffnung, der Selbstfindung, der Sinnerfahrung, des Erfolgs und Genusses, die Kunst des Lebens und die Macht der Gedanken beschreibt Böschemeyer mannigfach und wortreich. Im Sinn des Transfers der Werteimagination deklamiert er, dass Geist das Wichtigste im Menschen sei. Es gehe darum, in Frieden und Freiheit, in Versöhnung (mit sich und anderen) zu leben.

Praxisorientiert führt Böschemeyer seine Thesen aus, führt schlüssig an seine Sicht der Dinge heran. Schlussfolgernd in der Conclusio: "Ob Sie jung sind oder alt oder 'in der Blüte Ihrer Jahre': Wir leben in jeder Zeit in dem Maße, wie wir Liebhaber des Lebens sind und bleiben." (Gregor Auenhammer, 16.1.2019)