Schwangere entwickeln relativ selten eine Herzschwäche. Mögliche Symptome sind Müdigkeit, Schwellungen der Unterschenkel und Knöchel, Herzrasen und häufiger nächtlicher Harndrang.

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Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit und geschwollene Beine: Gegen Ende der Schwangerschaft oder nach der Geburt sind solche Symptome bei einer Frau nicht ungewöhnlich. Sie können aber Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung sein, der schwangerschaftsbedingten Herzschwäche, auch peripartale Kardiomyopathie (PPCM) oder Schwangerschafts-Kardiomyopathie genannt.

"Ein möglicher Auslöser für diese Form der Herzschwäche ist das Stillhormon Prolaktin, das über eine komplexe molekulare Kette das Herz schädigt", sagt der Kardiologe Johann Bauersachs von der Deutschen Herzstiftung. Rechtzeitig erkannt und behandelt, erholt sich das Herz oft vollständig. Wird die Erkrankung zu spät diagnostiziert, kann sie dramatisch verlaufen.

Symptome werden häufig falsch interpretiert

Schätzungen zufolge entwickelt sich bei einer von 1.000 bis 1.500 Schwangerschaften eine peripartale oder postpartale Kardiomyopathie. Das Problem: Die Anzeichen ähneln Beschwerden, die nicht selten gegen Ende der Schwangerschaft und nach der Entbindung auftreten. "Die Symptome werden deshalb häufig fehlgedeutet und zunächst nicht mit einer Schwäche des Herzens in Verbindung gebracht", sagt Denise Hilfiker-Kleiner, Leiterin der Molekularen Kardiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover.

Wichtig sei es aber, bei Schwangeren oder Wöchnerinnen, die eines oder mehrere der Symptome (siehe unten) zeigen, immer auch an eine Schwangerschafts-Kardiomyopathie zu denken. Als Risikofaktoren gelten unter anderem ein höheres Alter der Mutter, Rauchen, Mehrlingsschwangerschaften und Bluthochdruck.

Diagnose durch Herz-Ultraschall und Bluttest

Bei Verdacht auf PPCM reicht ein EKG allein nicht aus. Zur Diagnose ist neben einer Ultraschall-Untersuchung des Herzens (Echokardiographie) auch ein Bluttest nötig, um die Proteine nachzuweisen, die eine Herzschwäche anzeigen. Mit diesen beiden Methoden lässt sich die Erkrankung schnell feststellen oder ausschließen. Steht die Diagnose PPCM fest, ist fast immer ein Krankenhausaufenthalt nötig. Unter einer frühzeitig eingeleiteten Herzinsuffizienztherapie in Kombination mit dem Prolaktinblocker Bromocriptin und einer zumindest prophylaktischen Antikoagulation hat die schwangerschaftsbedingte Herzschwäche eine gute Prognose.

Je nach Schwere der Erkrankung kann es notwendig sein, die Patientin künstlich zu beatmen oder Herzunterstützungssysteme einzusetzen. Hat die Patientin noch nicht entbunden, muss die Geburt im Team von Kardiologen, Frauen- und Kinderärzten sowie Anästhesisten sorgfältig geplant und überwacht werden.

Restrisiken möglich

Wird die Diagnose rechtzeitig gestellt und frühzeitig eine Therapie eingeleitet, sind die Heilungschancen gut. Bei mehr als der Hälfte der Patientinnen mit PPCM erholt sich das Herz innerhalb des ersten Jahres nach Diagnose vollständig. Dreißig bis 40 Prozent der Frauen müssen in der Folge aber leichte Beeinträchtigungen in Kauf nehmen, viele erholen sich aber im weiteren Verlauf. Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen bleibt eine schwere Herzschwäche bestehen.

Auf diese Symptome sollten Schwangere und Mütter nach der Geburt achten:

  • Kurzatmigkeit bei Belastung, gegebenenfalls auch im Ruhezustand
  • Schwellungen der Unterschenkel und Knöchel
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel
  • Herzrasen oder Herzstolpern
  • Mehrfaches Wasserlassen in der Nacht
  • Wenn Schlafen im Liegen nicht mehr möglich ist. (red, 17.1.2019)