Immobilienfinanzierungen kommen bei Crowd-Investoren immer besser an.

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Ein Branchenevent in gehobenen Ambiente zur zeitnahen Präsentation der Jahreszahlen – das noch junge Crowdinvesting entwächst schrittweise den Kinderschuhen. Insgesamt haben die Anbieter 2018 neuerlich ein deutliches Wachstum beim Volumen der finanzierten Projekte erzielt, nämlich um 28 Prozent auf 37,1 Millionen Euro. Getragen wurde der Zuwachs ausschließlich von Immobilienfinanzierungen, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.

Rund 28 Millionen Euro wurden in Projekte am Immobilienmarkt gesteckt, wie aus Zahlen des Branchen-Informationsportals Crowdcircus.com hervorgeht. Das entspricht mit 91 Prozent Zuwachs beinahe einer Verdoppelung zum Jahr davor. Damit flossen drei von vier Euro, die im 2018 von der Crowd investiert wurden, in Projekte rund um Betongold.

Mehr Sicherheit bei Immobilien

Diesen Zuwachs erklärt Andreas Zederbauer, Chef der Immobilienplattform Dagobertinvest, mit der vergleichsweise hohen Sicherheit solcher Projekte. Es gibt weniger Zahlungsausfälle – in Österreich bei Immobilien bisher keine -, was dem Sicherheitsbedürfnis heimischer Anleger entgegenkommt. Zudem ist das Kapital bei Finanzierungen von Immobilien weniger lang gebunden, da diese in der Regel nur zwei Jahre laufen, bei Unternehmen jedoch bis zu zehn Jahre. Zederbauer verweist bei Immobilien auch auf den steten Fluss an neuen Projekten, was die Diversifizierung, also die Risikostreuung auf mehrere Finanzierungen, erleichtere.

Im Vorjahr stammten sowohl die drei größten Projekte als auch die volumenstärksten Crowdinvesting-Plattformen aus dem Immobilienbereich. "Ich bin gespannt, ob das so weitergeht", sagt Crowdcircus-Geschäftsführer Sebastian Scholda über die Dominanz dieses Bereichs. Er hält es für möglich, dass Leute, die gute Erfahrungen mit Immobilienprojekten gemacht hätten, sich künftig auch über die riskanteren Unternehmensfinanzierungen wagen.

Der Bereich Unternehmen hätte es auch bitter nötig. Bei Firmenfinanzierungen war im Vorjahr erstmals ein Rückgang festzustellen. Gerade einmal 9,1 Millionen Euro wurden investiert, das ist um 37 Prozent weniger als 2017. Ein Wermutstropfen, schließlich zielt das sogenannte Alternativfinanzierungsgesetz, auf dem Crowdinvesting basiert, eigentlich auf die Finanzierung von Start-ups und KMUs ab. Mit 9Weine, Nixe Bier und Megasus Horserunners gab es Crowdcircus zufolge 2018 auch Insolvenzen von Crowd-finanzierten Start-ups.

Rendite dank Streuung

Dass trotz des erhöhten Risikos mit Start-up-Projekten auch Profite zu erzielen sind, zeigt ein Forschungsprojekt der Universität Oldenburg. Dazu wurden auf der deutschen Plattform Seedmatch 68 Finanzierungen von 57 Unternehmen in den Jahren 2011 bis 2014 herangezogen und auf ihre Entwicklung bis Ende 2017 untersucht. Das Ergebnis: Wer bei allen Finanzierungen denselben Betrag investierte, hätte eine jährliche Rendite von 15 Prozent erzielt.

Getragen wurde die Wertentwicklung von 13 Top-Performern. In einem Fall kam es zu einem Exit, also einem Verkauf, was Anlegern eine außerordentlich hohe Rendite beschert habe. Dies überkompensierte die acht Zahlungsausfälle. Weitere 21 Start-ups entwickelten sich solid, 15 mehr schlecht als recht.

Dieses Ergebnis zeigt die Bedeutung der Streuung der Anlagen auf mehrere Projekte – ein Vorgehen, das auch Zederbauer den Investoren nahelegt. Im Gegenzug müssten die Plattformen darauf abzielen, ihre Ausfallrate bei zwei bis drei Prozent zu halten. Denn künftig würden die Anbieter weniger nach dem Volumen des Neugeschäfts beurteilt, sondern nach rückbezahltem Kapital. Auf die Frage, warum es keine Projekte mit Ausfallversicherungen gibt, hält Zederbauer deren Kosten entgegen, meint aber: "Das ist ein Thema, das man prüfen kann." (Alexander Hahn, 19.1.2019)