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Premier Alexis Tsipras navigierte geschickt durch die griechische Krise.

Foto: AP Fotograf: Jean-Francois Badias

Wie gefährlich ist dieser Mann für Europa? Ist er eine Bedrohung für die EU? So oder so ähnlich lauteten noch vor vier Jahren viele Zeitungstitel, als der Chef der linken Partei Syriza das Amt des Premierministers von Griechenland angetreten hat. Mittlerweile fürchtet sich niemand mehr vor Alexis Tsipras.

Denn der heute 44-jährige Sohn eines Bauunternehmers, der selbst Bauingenieurswesen studierte, entledigte sich mittels einer Neuwahl bereits Ende 2015 des extrem linken Flügels seiner Partei. Auch seine letzte wirklich populistische Aktion liegt nun schon lange zurück: Im Juli 2015 ließ er ein Referendum abhalten, bei dem die Griechen über Vereinbarungen mit internationalen Geldgebern in der Schuldenkrise abstimmen sollten.

Damals sagte er Sätze wie: "Wer hat die Frechheit zu verlangen, dass tausende Griechen frieren müssen?" Wie erwartet lehnten die Bürger zu mehr als 60 Prozent die Bedingungen der Gläubiger ab. Realpolitisch hatte dies aber keine Auswirkungen – es diente lediglich Tsipras' Popularität.

Tatsächlich folgten magere Jahre, die von Einsparungen, Maßnahmen gegen Steuerflucht und Steuererhöhungen geprägt waren. Aber Tsipras navigierte die Regierung relativ geschickt durch die ökonomische Krise. Vergangenen Sommer konnte er schließlich das Ende der Schuldenkrise verkünden.

Gute Beziehungen

In der Zwischenzeit ist er ein politischer Profi geworden und punktet vor allem außenpolitisch. Die Namensvereinbarung mit dem Nachbarn Mazedonien, das künftig Nord-Mazedonien heißen soll, wäre ohne seine guten Beziehungen zu dem ebenfalls linken Regierungschef in Skopje, Zoran Zaev, nicht zustande gekommen. Falls alles gutgeht, wird Tsipras mit dieser Aussöhnungspolitik in die Geschichte eingehen.

Wenn die Umfragen stimmen, dann hat der ehemalige Globalisierungsgegner und Fan des Athener Fußballvereins Panathinaikos kaum eine Chance, nochmals Regierungschef zu werden. Derzeit liegt die Syriza bei etwa 25 Prozent. Doch Tsipras will vor – wahrscheinlich vorgezogenen – Neuwahlen im ersten Halbjahr jedenfalls den jahrzehntelangen Namensstreit mit den Nachbarn beendet wissen.

Der bekennende Atheist führt mit der IT-Ingenieurin Peristera "Betty" Batziana, die er bereits mit 13 kennenlernte und mit der er in der kommunistischen Jugend war, eine – offiziell eingetragene – Partnerschaft und hat mit ihr zwei Söhne. (Adelheid Wölfl, 17.1.2019)