Sie nannten ihn Quasi. Helmut Qualtinger, der Kabarettist, der den Leuten so schön und lustig aufs Maul schauen konnte, dass sie ihn dafür geliebt haben. Manche, denen er zu genau hingeschaut hat, haben ihn auch weniger gemocht.

Nun widmet ihm Regisseurin Christina Tscharyiski, die zuletzt viel Lob für Ja eh! – Beisl, Bier und Bachmannpreis erhielt, am Landestheater Niederösterreich mit Quasi Jedermann eine musikalische Hommage. Zusammen mit dem Wienerlied-Beatbox-Duo Wiener Blond und dem Ensemble erweckt sie seine Figuren, Lieder und Geschichten zu neuem Leben. Premiere ist am 26. Jänner.

Einst trug Helmut Qualtinger die Maske des Herrn Karl, heute setzen sich Schauspieler ironisch die Quasi-Herr-Karl-Maske auf, weil dieser Karl immer noch zu jedermann passt.
Foto: Alexi Pelekanos

Wo Qualtingers Herr Karl exemplarisch zeigte, wie man seine Menschlichkeit ausschalten kann, erzählt der jüngste Roman von Paulus Hochgatterer Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war vom ungleich schwierige- ren Gegenteil: wie man nämlich im Ausnahmezustand Mensch bleibt. In den letzten Kriegstagen bilden auf einem Bauernhof eine Familie, eine 13-Jährige, die bei einem Bombenangriff ihre Erinnerung verlor, und ein weißrussischer Kriegsgefangener eine Schicksalsgemeinschaft. Diese wird auf die Probe gestellt, als sich drei Wehrmachtssoldaten einquartieren. Regie führt der Niederösterreicher Moritz Beichl, Uraufführung ist am 8. März.

Mensch oder Vögelchen, mit dieser Frage setzt sich Elfriede Jelineks grandioses Stück Am Königsweg auseinander. Ohne dass auch nur einmal sein Name fiele, dreht sich in diesem Stück alles um einen König mit kupferfarbenem Gesicht und blonder Wiedehopf-Frisur, der genauso von Blindheit geschlagen ist wie sein Volk. Nikolaus Habjan inszeniert mit seinen Klappmaulpuppen, die österreichische Erstaufführung ist ab 16. März zu sehen.

Jelinek-Sound gibt es noch bis 30. Jänner auch in Philipp Moschitzs Inszenierung von Eugène Labiches Um die Wette zu hören – die aberwitzige Komödie wurde von der österreichischen Nobelpreisträgerin ins Deutsche übersetzt. Zwei junge Menschen wollen hier den Bund fürs Leben eingehen. Weil Liebe aber ganz sicher nicht all is, that you need, überbieten sich die Familien im Vortäuschen von Reichtum und Luxus. Es kommt, wie's kommen muss: Schwindel fliegt auf, Publikum lacht.

Nicht viel zu lachen haben Sophokles' zwei Tragödien-Helden, deren Schicksale die spanische Regisseurin Alia Luque in ihrer Inszenierung verbindet: Ödipus / Antigone. Dabei interessiert sie besonders "die Kollision gegensätzlicher Prinzipien, die letztendlich eine Katastrophe zur Folge haben muss. Am Ende bleiben nur Wüste und die Einzelnen in ihrem nackten Menschsein."

Kraft der Sprache

Luques Konzept, das Livemusik mit Theater kombiniert, macht die Kollision deutlich: "So möchte ich in dieser Inszenierung zwei künstlerische Ausdrucksweisen aufeinanderprallen lassen. Die von der Jazzpianistin und Komponistin Johanna Borchert live improvisierte Musik soll das Geschehen nicht untermalen, sondern sich als gleichwertige Kraft der Sprache entgegenstellen."

Uraufführung ist am 4. Mai, bereits am 27. April gibt es eine weitere: Dominic Oley, bekannt für seine so klugen wie komischen Klassiker-Bearbeitungen, nimmt sich Mary Shelleys Frankenstein vor. Noch bis 27. März zu sehen ist Liliom – Rudolf Frey inszeniert Ferenc Molnárs Stück über den prototypischen Wiener Strizzi. (Andrea Heinz, 19. 1. 2019)