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Der Audi-Slogan "Vorsprung durch Technik" hat seit dem Abgasskandal einen schlechten Beigeschmack.

Foto: dpa / Armin Weigel

Die US-Strafverfolgungsbehörden legten im Dieselabgasskandal noch einmal nach, sie erhoben gegen weitere Manager des Volkswagen-Konzerns Anklage. Nach sechs Volkswagen-Managern rund um den früheren Vorstandschef Martin Winterkorn wird es nun für Entscheidungsträger der Volkswagen-Tochter Audi eng.

Angeklagt wurden ein früherer Audi-Technikvorstand und drei Motorenentwickler wegen Betruges. Sie hätten die Abgaswerte von Dieselmotoren jahrelang manipuliert, heißt es in der am Donnerstag beim Bezirksgericht Detroit eingereichten Anklageschrift. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.

Die vier Männer und ein bereits 2017 in Detroit angeklagter leitender Ingenieur seien Teil einer über fast zehn Jahre währenden Verschwörung gewesen. Sie hätten die Abgaswerte der Dieselmotoren großer Audi-Modelle wie A8, A7, A6, Q5 und Q7 geschönt und so gegen US-Umweltgesetze verstoßen und Autokäufer betrogen.

Audi als Keimzelle der Abgasmanipulationen – das ist bereits in der Vergleichsvereinbarung, die Volkswagen mit der US-Justiz 2016 geschlossen hat, festgehalten. Der Wolfsburger Konzern hatte sich damals mittels Vergleichszahlung der Verfolgung durch die US-Justiz wegen der Straftatbestände Verschwörung, Behinderung der Justiz und Wareneinfuhr aufgrund falscher Angaben entzogen, wie in einer beglaubigten Übersetzung aufgelistet ist, die dem STANDARD vorliegt. Demnach nutzten die VW-Ingenieure bei der Konzeption der Abschalteinrichtung für den Zwei-Liter-Motor EA189 (und für dessen Nachfolger EA288) "das ursprüngliche Konzept der dualen Emissionszyklus-Erkennungssoftware von Audi" bereits ab dem Jahr 2006. Wohl warnten Ingenieure der Motorenentwicklungsabteilung davor, weil es sich um eine "reine" Zykluserkennung handelte, also um einen Mechanismus zur Erkennung, Umgehung und Unterdrückung der US-Emissionszyklen oder -tests.

3,0-Liter-Motoren

Für die illegalen Abschalteinrichtungen der nun verfolgten, leistungsfähigeren 3,0-Liter-Aggregate für den US-Markt wurde die Schummelsoftware dennoch modifiziert, ebenso für Porsche-Dieselautos sowie den VW-Toureg, die in den USA 2009 bis 2016 verkauft wurden. Bei den Motoren mit mehr Hubraum sorgte sie, vereinfacht ausgedrückt, dafür, dass die Einspritzmenge der Harnstofflösung in die Abgasreinigung beim Prüfstandtest höher war als im Straßenbetrieb. Die Fahrzeuge verbrauchten weniger AdBlue und benötigten kleinere Behälter für die Abgasreinigungsflüssigkeit, und die Wartungsintervalle der Fahrzeuge wurden länger. All das räumte Volkswagen in der Vergleichsvereinbarung mit den USA ein.

Und noch mehr: Da sich Mitte 2012 bei den in den USA vertriebenen VW-Jetta, Beetle, Golf und Passat Hardwareausfälle häuften, wurde die Manipulationssoftware um die "Lenkradwinkelerkennung" erweitert – weil man fürchtete, dass die Kfz auch dann im Prüfmodus blieben, wenn sie längst wieder auf der Straße waren. Zu guter Letzt verschleierten die Verantwortlichen den Abgasmurks auch noch. Anfang September 2015 wurden tausende E-Mails, Dokumente und Protokolle vernichtet – obwohl dies von den Behörden verboten worden war.

Wie Volkswagen hatte auch Audi 2017 Bußgeld gezahlt und zivilrechtliche Vergleiche geschlossen, allein in den USA kostete das Debakel 2,2 Milliarden Euro. "Wir kooperieren weiter mit dem US-Justizministerium bei seinen Ermittlungen, was das Verhalten von Einzelpersonen betrifft", betonte ein Audi-Sprecher.

VW hat die Kosten für die rechtliche Aufarbeitung in Nordamerika jüngst mit 25 Milliarden Euro angegeben, davon 16 allein für den Vergleich in den USA. Gegen Ex-Audi-Chef Rupert Stadler ermittelt die Staatsanwaltschaft München. (Luise Ungerboeck, 18.1.2019)