Toyotas neuer Supra basiert auf dem BMW Z4.

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Der Mazda MX-5 wurde bei ...

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... Fiat und Abarth zum 124 Spider, der Italiener läuft auch in Japan vom selben Band.

Foto: Guido Gluschitsch

Vom SUV-Bestseller Nissan Qashqai leitete Renault den Kadjar ab, den es folglich auch mit Allrad gibt.

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Den Renault Kangoo gibt es auch als Mercedes Citan.

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Erstaunlich, dass der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller wo zukauft:
Mercedes Citan = Renault Kangoo.

Kleinstwagenkooperation PSA/Toyota: hier der Peugeot 108

Unschwer zu erkennen, dass Mitsubishis Pick-up L200 ...

... Pate stand für den Fiat Fullback.

Das Debüt des Toyota Supra auf der Detroit Auto Show gibt Anlass, kurz über das Phänomen des "Badge-Engineerings" – wie es im Rennenglisch heißt, würde Heinz Prüller womöglich sagen – zu reflektieren. Bei dem geht es um Autos von unterschiedlichen Marken mit weitgehend identer Technik, und je nachdem, wie viel der Kunde investieren will, fallen die Unterschiede im Erscheinungsbild, bei Außendesign und Innenraumgestaltung, größer oder geringer aus.

Der BMW Z4 ist der Spender für den Toyota Supra.
Foto: BMW

Auf die unzähligen Autos einzugehen, die auf gleichen technischen Konzernarchitekturen stehen, würde den Rahmen des Beitrags sprengen. Deshalb nur ein kleines Who's who. Wer ist wer? Bleiben wir gleich beim Supra. BMW (Z4) ist der Spender, Toyota der Empfänger. Das Projekt ist Teil einer umfassenden Kooperation, bei der umgekehrt Toyota der Senior Partner bei Wasserstoff-Brennstoffzelle ist – beim autonomen Fahren bringen sich beide Hersteller etwa gleich stark ein.

Logische Gewichtung

Die Gewichtung beim Sportwagenprojekt war insgesamt logisch, da versteht BMW einfach mehr davon, die Konfiguration des Supra wird also kaum überraschen: Hinterradantrieb, 50:50-Achslastverteilung, Reihensechszylinder. Wie man hört, erinnern auch drinnen etliche Details sofort an BMW. Beim Design jedoch findet der Toyota halbwegs eine eigene Linie.

Bleiben wir gleich bei den Sportwagen. Aber nicht beim Duo Subaru BRZ / Toyota GT86. Sondern. Als Mazda den neuen MX-5 konzipierte, klinkten sich die Italiener ein. Wer kann das schon besser als Mazda: einen knackigen Roadster zu vernünftigen Preisen in Topqualität konzipieren. Ergebnis: Fiat bzw. Abarth 124 Spider, wobei die Italiener bei den Motoren ein eigenes Süppchen kochen. Der 124 läuft mit dem MX-5 bei Mazda in Hiroshima vom Band.

Weiters machte Elektromobilist Tesla seine ersten Gehversuche im Chassis des pfundigen Roadsters Lotus Elise, und Nissan-Premiumtochter Infiniti bestreitet das zwar massiv, Abmessungen und Technik legen aber nahe: Der Q60 ist eigentlich ein Mercedes C-Klasse Coupé mit anderem Gschau, ebenso wie Infiniti Q30 und QX30 auf A-Klasse und GLA basieren, doch damit sind wir schon bei den SUVs.

Lizenzfertigung

Da Badge-Engineering auch mit Lizenzfertigung zu tun hat, sei kurz darauf verwiesen, dass die japanischen, auch die koreanischen Autobauer mit Lizenzprodukten erstmals ihr Glück versuchten. Die Japaner vorwiegend anhand von Autos mit US-Provenienz, die Koreaner später dann ebenfalls – und mit solchen aus Japan.

Den Nissan Qashqai gibt es auch als Kadjar von Renault.
Foto: Guido Gluschitsch

SUVs? Als der Boom die Franzosen kalt erwischte, bediente der PSA-Konzern (damals Peugeot, Citroën) sich bei Mitsubishi, der Outlander wurde, nur geringfügig kaschiert, zu Peugeot 4007 und Citroën C-Crosser, der ASX steckte hinter 4008 und C4 Aircross.

Wobei es auch einen Unterschied macht, ob das lustige Weiterreichen innerhalb eines Konzerns passiert oder zwischen zweien. Opel etwa. Der Mokka X ist auch ein koreanischer Chevy Trax, beides GM-Gewächse. Die Rüsselsheimer langten dann noch unter GM-Ägide für ihre Frontantriebs-SUVs bei Peugeot zu – der Crossland X basiert auf dem 2008, der Grandland X auf dem 3008. Mittlerweile sind die Deutschen Bestandteil der PSA-Markenwelt.

Kleinstwagenkooperation PSA/Toyota: Peugeot 108, Citroën C1 und hier der Toyota Aygo.
Foto: Toyota

Renault wiederum, ähnlich überrascht von der SUVitis, griff sich den Qashqai von Allianzpartner Nissan und schlenzte den Kadjar aus dem Ärmel. Immerhin außen eindeutig ein Renault.

Aus dem Schulterschluss mit Daimler folgte dann eine Gemeinschaftsentwicklung von Twingo und Smart Forfour, wobei Daimler die Konfiguration Heckmotor und -antrieb vorgab, worüber die Franzosen, die neben geteilten Entwicklungskosten den Antriebsstrang beisteuern, nicht wirklich glücklich sind. Büßt so der Twingo doch viele alte Tugenden ein. Für Daimler passt's besser, man kann sozusagen einen Twingo um ein Heidengeld verkaufen.

Intern und extern

Apropos Kleinstwagen. Unter Badge-Engineering konzernintern wären VW up!, Skoda Citigo und Seat Mii zu nennen, alle drei aus Kostengründen, bis auf Front- und Heckgestaltung, optisch ident. Ähnliches gilt für die Kooperation PSA/Toyota, auch Peugeot 108, Citroën C1 und Toyota Aygo ähneln einander massiv, wobei: Toyota – Fremdmarke. Das Trio läuft im böhmischen Kolin vom Band. Und für die E-Mikromobile Peugeot iOn / Citroën C-Zero diente der Mitsubishi i-Miev als Spender.

Bei den Pick-ups schließlich mutierte der Nissan Navara bei Mercedes zur X-Klasse, bei Renault zum Alaskan, der Fiat Fullback ist ein Mitsubishi L200, der Mercedes Citan ein Renault Kangoo, womit wir im Nutzfahrzeugbereich enden, allwo das Badge-Engineering die allerfröhlichsten Urständ feiert. Logo drauf – und fertig ist das eigene Auto. (Andreas Stockinger, 21.1.2019)