Ein AMS-Programm teilt Arbeitslose in Gruppen ein: jene mit niedrigen, mittleren und hohen Chancen, einen Job zu finden.

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Wien – Die Meldung sorgt seit dem vergangenen Jahr für hitzige Debatten: Das Arbeitsmarktservice will ab 2020 mithilfe eines Algorithmus bewerten, welche Fördermaßnahmen für Arbeitslose geeignet sind. Aktuell läuft der Testbetrieb, die AMS-Berater sehen bereits, wie das Programm die Chancen von Arbeitssuchenden einschätzt, daran sind aber noch keine Konsequenzen geknüpft.

Kritik an dem Modell gibt es, weil in die Bewertung nicht nur Daten zur Ausbildung und bisherigen Erwerbskarriere von Arbeitslosen einfließen, sondern auch solche zu Geschlecht und Staatsbürgerschaft. Florian Cech von der TU Wien argumentiert etwa, dass Bevölkerungsgruppen diskriminiert werden könnten.

Positive Bewertung

Auf Einladung von AMS-Chef Johannes Kopf hat am Freitag eine Arbeitsmarktexpertin der Industriestaatenorganisation OECD erste Ergebnisse einer Studie dazu vorgestellt, in welchen Ländern bereits Algorithmen von Arbeitsämtern genutzt werden. In Australien, aber auch Belgien, den USA, Dänemark und Schweden ist das der Fall. Die OECD-Expertin Kristine Langenbucher sagte, dass die OECD dem Einsatz von Algorithmen positiv gegenüberstehe. Sie könnten helfen, mit knappen finanziellen Ressourcen schonend umzugehen.

Das AMS-Programm teilt die Arbeitslosen in drei Gruppen ein, in jene mit niedrigen, mittleren und hohen Chancen, in bestimmter Zeit einen Job zu finden. Langenbucher betonte, dass das AMS-Modell im internationalen Vergleich relativ genau sei. Laut eigenen Angaben ist die Einteilung durch den Algorithmus in 80 bis 85 Prozent der Fälle richtig. In Irland zum Beispiel liegt die Treffergenauigkeit zwischen 70 und 86 Prozent, in den Niederlanden sind es nur um die 70 Prozent.

Transparenz gefordert

Zudem betont die OECD, dass das österreichische Modell deutlich mehr Einteilungen erlaubt als Algorithmen in den meisten anderen Staaten, mit denen etwa nur bewertet wird, ob jemand wahrscheinlich langzeitarbeitslos bleibt oder nicht.

Allerdings fordert die OECD auch Transparenz bei den Modellen ein: Die Öffentlichkeit muss sie diskutieren und nachprüfen können. Hinzu kommt, dass die Organisation kritisiert, dass es bisher kaum unabhängige Studien dazu gibt, wie gut die Algorithmen funktionieren und ob sie wirklich besser sind, als wenn die Einteilung durch Menschen gemacht wird. (szi, 19.1.2019)