Wien – Die US-Ratingagentur Fitch hat die Bonität Österreichs am Freitagabend erneut mit der zweitbesten Note "AA+" eingestuft und dabei den Ausblick "positiv" bestätigt, der erst vor einem halben Jahr von davor "stabil" angehoben worden war. Österreich profitiere von einer geringen Verschuldung des privaten Sektors und einer hohen Sparquote der privaten Haushalte, erklärte die Ratingagentur.

Fitch hält die Schuldenstruktur der Regierung für günstig, da sie eine durchschnittliche Laufzeit von fast 10 Jahren, niedrige Finanzierungskosten und eine starke Finanzierungsflexibilität aufweist. Der positive Ausblick spiegle die günstige Haushaltsentwicklung und die Erwartung eines festen Abwärtspfads für die Brutto-Staatsverschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) wider.

Das BIP-Wachstum werde sich 2019 auf 2,0 Prozent verlangsamen, nachdem es mit 2,7 Prozent im Jahr 2018 einen Höhepunkt erreicht habe. Ein dynamischer Arbeitsmarkt, steigende Löhne und fiskalische Impulse würden den Konsum stützen, während ein günstiges Wachstum der wichtigsten Handelspartner Österreichs, einschließlich der CESEE-Länder und Deutschlands, den Export ankurbeln werden, ist Fitch überzeugt.

Viel Potenzial

Ein steigendes Arbeitskräfteangebot, dynamische Produktivitätszuwächse und robuste private Investitionen würden auf ein hohes Potenzialwachstum in Österreich hindeuten. Die Kapazitätsauslastung bleibe auf einem historischen Höchststand; es gebe Aufwärtsrisiken für das Investitionswachstum, denen aber externe Risiken – einschließlich Handelsspannungen – gegenüberstünden, die die Exportleistung beeinträchtigen könnten.

Fitch prognostiziert, dass sich das gesamtstaatliche Defizit 2019 leicht auf 0,2 Prozent des BIP verringert, verglichen mit einem aktuellen Durchschnittsüberschuss der Peer-Group von 0,7 Prozent. Das starkes Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung würden die Steuerleistung steigern, während die Arbeitslosenunterstützung und die Zinszahlungen sinken würden. Höhere Transferzahlungen des Bundes würden nach der angekündigten Pflegereform die Staatsausgaben belasten.

Die Brutto-Staatsverschuldung befinde sich in einem schnellen Abwärtstrend – und Fitch rechne damit, dass sie 2019 auf 71,3 Prozent des BIP sinken und bis 2021 unter 70 Prozent des BIP fallen wird. Bis 2027 könnte die Verschuldung – unter bestimmten Voraussetzungen – sogar bis auf 54 Prozent sinken, glaubt die Ratingagentur. Diese langfristige Annahme setzt laut Fitch ein mittelfristiges BIP-Wachstum von 1,7 Prozent pro Jahr, einen BIP-Deflator von 2 Prozent und einen durchschnittlichen primären Haushaltsüberschuss von 1 Prozent des BIP in den nächsten 10 Jahren voraus, wie die Agentur am Freitagabend erklärte. (APA, 19.1.2019)