Ivan Duque

Foto: APA/AFP

Bogota – Nach dem schweren Bombenanschlag mit 21 Toten auf eine Polizeiakademie in Kolumbien hat die Regierung den Friedensprozess mit der linken Guerillaorganisation ELN vorerst gestoppt. "Wenn die ELN wirklich Frieden will, dann muss sie dem Land konkrete Taten zeigen", sagte Präsident Ivan Duque am Freitag.

Dazu gehörten die Freilassung von 16 Geiseln in ihrer Gewalt und ein Ende jeglicher krimineller Handlungen. Nur unter diesen Bedingungen sei es möglich, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Regierung machte die ELN für den Anschlag verantwortlich. Die Rebellen haben sich zu den Vorwürfen allerdings noch nicht geäußert.

Die im Zuge des Friedensplans ausgesetzten Haftbefehle gegen die Führungsriege der Rebellengruppe würden wieder in Kraft gesetzt, sagte Duque. Er bat alle Staaten um die Festnahme der ELN-Kommandanten. Die Mitglieder des ELN-Oberkommandos halten sich auch immer wieder in Kuba auf. "Wir werden nicht ruhen, bis wir alle Täter und Drahtzieher zur Rechenschaft gezogen haben", sagte der Präsident.

Anschlag auf Polizeischule

Am Donnerstag waren bei einem Anschlag auf eine Polizeischule in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota 21 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Kurz nach einer Zeremonie zur Beförderung von Kadetten hatte ein Mann ein mit Sprengstoff beladenes Auto auf das Gelände der Polizeiakademie General Santander im Süden der Millionenmetropole gefahren und zur Detonation gebracht. Der Attentäter, ein langjähriges Mitglied und Sprengstoffexperte der ELN, kam bei dem Anschlag ums Leben. Sein Motiv ist unklar. Ein Verdächtiger wurde nach dem Attentat in Bogota festgenommen.

Nach Angaben von Verteidigungsminister Guillermo Botero wurde das Attentat von dem 56-jährigen Jose Aldemar Rojas Rodriguez begangen, der demnach seit mehr als 25 Jahren ELN-Mitglied war. Der Friedensbeauftragte der Regierung, Miguel Ceballos, sagte am Freitag, die ELN habe "keinerlei Friedenswillen".

Kuba möchte sich zu den Haftbefehlen gegen Kommandanten der kolumbianischen Guerillaorganisation ELN mit den Verhandlungsparteien und weiteren Ländern besprechen. "Kuba wird die zwischen der Regierung (Kolumbiens) und der ELN unterzeichneten Protokolle für den Friedensdialog streng einhalten, einschließlich des Protokolls für den Fall der Unterbrechung der Verhandlungen", schrieb der kubanische Außenminister Bruno Rodrguez am Freitagabend (Ortszeit) auf Twitter.

Mit rund 1.800 Kämpfern ist das Nationale Befreiungsheer (ELN) die letzte aktive Rebellengruppe Kolumbiens. Duques Vorgänger Juan Manuel Santos hatte den jahrzehntelangen Guerilla-Krieg mit den linksgerichteten Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) im November 2016 mit einem Friedensabkommen beendet. Die FARC-Kämpfer gaben daraufhin ihre Waffen ab und wandelten sich in eine politische Partei um.

Friedensgespräche auf Eis

Die ebenfalls unter Santos aufgenommenen Friedensgespräche mit den ELN-Rebellen lagen jedoch seit Duques Amtsantritt im August auf Eis. Der rechtsgerichtete Duque hatte die Wiederaufnahme der Gespräche von der Freilassung aller Geiseln abhängig gemacht, die sich noch in der Gewalt der Gruppe befinden. Nach Angaben der Regierung befinden sich noch 17 Geiseln in der Hand der ELN-Rebellen. Duque forderte zudem ein Ende der kriminellen Aktivitäten der Gruppe. Die ELN sprach von "unannehmbaren einseitigen Bedingungen".

Papst Franziskus verurteilte indes den Bombenanschlag auf die Polizeischule in Kolumbiens Hauptstadt Bogota. In einem am Freitag vom Vatikan veröffentlichten Beileidsschreiben spricht er von einer "unmenschlichen Tat", wie Kathpress am Samstag berichtete. Franziskus bete für alle Opfer und Verletzten sowie für deren Angehörige und die ganze kolumbianische Gesellschaft, heißt es demnach in dem Kondolenzschreiben des Papstes. Auch die Kolumbianische Bischofskonferenz verurteilte die Tat. (APA, 19.1.2019)