Wien – "Wir waren von der Entwicklung selbst überrascht, dass wir trotz der Air-Berlin-Pleite so ein starkes Wachstum erzielen konnten", berichtete Flughafen-Wien-Vorstandsmitglied Julian Jäger am Montag vor Journalisten. Mit über 27 Millionen Reisenden am Standort Wien war 2018 wieder ein Rekordjahr. Wachstumstreiber war vor allem die AUA, gefolgt von Laudamotion und der Easyjet-Gruppe. Wobei die gesamte Lufthansa-Gruppe (inklusive AUA, Swiss, Eurowings und Brussels) in Wien einen Marktanteil von 62,6 Prozent hat. Die Billigairlines, hier bisher eher unterrepräsentiert, kamen auf einen Anteil von 24 Prozent. Bis 2030 erwarten die Airport-Chefs Jäger und Günther Ofner sogar 40 Millionen Passagiere in Wien.

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Die starke Ausweitung des Low-Cost-Angebots kam insbesondere durch die Eröffnung der neuen Basen von Wizz Air, Laudamotion und Level zustande. Darüber hinaus hat sich die Langstrecke überaus gut entwickelt. "Wir blicken auch sehr zuversichtlich auf das Jahr 2019 und rechnen mit einem weiteren Passagierwachstum von rund zehn Prozent auf 30 Millionen Passagiere in Wien", sagten die Airport-Chefs. Wachstumsimpulse kommen vom weiteren Ausbau im Low-Cost-Bereich und der beschlossenen Umflottung bei der AUA weg von den Dash-Fliegern und hin zur Airbus-Flotte A320. Weiteres Wachstum wird auf der Langstrecke erwartet, insbesondere durch AUA, Air Canada und die japanische ANA.

Millionen-Investitionen geplant

Heuer will der Flughafen 240 Millionen Euro in den Ausbau der Airport City investieren, dazu gehört auch die Sanierung des ehemaligen Terminals 2. Die Schuldenlast von knapp unter einer Milliarde Euro, die Jäger und Ofner bei ihrer Vorstandsbestellung 2011 übernahmen, konnte nahezu abgebaut werden, die Investitionen werden mittlerweile großteils aus dem Cashflow finanziert.

Obwohl die zahlreichen Flugverspätungen im vergangenen Sommer großteils nicht dem Flughafen anzulasten seien, werde weiter an einer Verbesserung der Pünktlichkeit gearbeitet. Wesentlich sei, dass die Morgenmaschinen pünktlich abheben, weil diese Verspätungen untertags schwer aufzuholen sind. Zudem soll die Reinigung der Flieger früher beginnen, genauso wie die Enteisung. Auch die Treppe zum Flieger soll früher entfernt werden, sodass die Flugzeugtüren schneller schließen können, skizziert der Vorstand.

Dividende für 2018 steigt um 30 Prozent

Infolge der guten Unternehmensentwicklung wird die Dividende für 2018 um rund 30 Prozent angehoben, wobei die Ausschüttungsquote in zwei Schritten von bisher 50 auf 60 Prozent steigt. Für heuer erwartet der Flughafen einen Gewinnanstieg um mindestens zehn Prozent auf 165 Millionen Euro und eine weitere Steigerung der Zahl der Arbeitsplätze am Standort auf rund 25.000 durch Wachstum der bestehenden wie auch durch Ansiedlung neuer Unternehmen.

Bis zum Jahr 2028 wird das Unternehmen insgesamt rund 2,5 Milliarden Euro (ohne dritte Piste) investieren. Die Pläne der EU-Kommission zur Zentralisierung der Flughafentarife (infolge des Lobbyings der Airlines) wären "eine massive Behinderung der dritten Piste und sind daher aus österreichischer Sicht abzulehnen", so Ofner.

2018 wurde der Flughafen Wien von 74 Fluglinien regelmäßig angeflogen, die 205 Destinationen in 71 Ländern bedienten. Für heuer rechnet die Flughafen-Wien-Gruppe inklusive der Beteiligungen Malta Airport und Flughafen Košice mit einem Passagierzuwachs um acht bis zehn Prozent auf rund 38 Millionen. Für den Standort Wien erwartet der Flughafen für 2019 ein Passagierwachstum um rund zehn Prozent auf 30 Millionen.

Erste Impulse dafür sind aus heutiger Sicht unter anderem neue Streckenaufnahmen nach Montreal durch die AUA, nach Toronto durch Air Canada und nach Tokio-Haneda durch All Nippon Airways. Auf der Kurz- und Mittelstrecke wird das Angebot durch neue Verbindungsaufnahmen von Vueling, Wizz Air, Laudamotion, Level und Volotea erweitert.

Mehr Umsatz

Heuer erwartet die Flughafen-Gruppe eine Umsatzsteigerung auf über 820 Millionen Euro und eine Ergebnissteigerung auf über 370 Millionen Euro. Die Nettoverschuldung soll weiter auf unter 150 Millionen Euro reduziert werden. Für Investitionen sind heuer rund 240 Millionen vorgesehen. Das geplante Hotel soll eine Kapazität von 300 Zimmern haben.

Zur nachhaltigen Absicherung der Investitionskraft des Flughafens Wien und damit der Wachstumsperspektive des gesamten Wirtschafts- und Tourismusstandorts Österreich plädiert der Airport für eine Standortoffensive durch eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur (vor allem rascher Bahnausbau Richtung Bratislava, zusätzliche CAT-Frequenz, Ausbau der S1 und A4 sowie der Bahnstammstrecke). Die Entscheidung zum Bau der dritten Piste wird vom Verwaltungsgerichtshof heuer erwartet. Fällt die Entscheidung negativ aus, kündigte Ofner bereits "eine Verwaltung des Mangels" an. Er verweist auf London, wo Slots extrem teuer verkauft werden und die Entscheidung getroffen werden müsse, wer in London starten und landen dürfe.

Früher oder später, aber nicht unmittelbar werden Low-Cost-Carrier wohl auch ab Wien Langstreckenflüge anbieten, glaubt Vorstandsmitglied Jäger. (cr, 22.1.2019)