Foto: Nintendo
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Während ich durch die ersten idyllischen Level sprang und das typische Mario-Feeling verinnerlichte, beschlich mich ein eigenartiges Gefühl. Vom austauschbaren Intro bis zum ersten Koopaling-Boss: Alles an New Super Mario Bros. U Deluxe wirkte seltsamerweise vertraut – ein einziges großes Déjà-vu im Pilzkönigreich. Zuerst dachte ich mir, es lag an den verwobenen Elementen der 2D-Super Mario Bros.-Teile und Klassikern wie Super Mario Bros. 3 oder Super Mario World, bis es mir viel zu spät und peinlicherweise einfiel: Ich hatte das Spiel schon auf der Wii U durchgespielt!

Ich hab zwar gewusst, dass NSMBU Deluxe ein Remake (oder eigentlich ein Port) ist, aber warum konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, es zum großen Teil bereits gespielt zu haben? Das ist kein gutes Indiz für ein Must-have-Game, und ein noch schlechteres für einen Super Mario-Teil. Es lag weder an der nicht vorhandenen Story noch an den gewohnt abwechslungsreichen Leveln (die schweren sind grandios!), warum sich NSMBU Deluxe nicht in mein Hirn fraß, wie es die Mario-Melodie vermochte. Beim Wechsel auf die Switch hat sich am Game so gut wie nichts geändert. NSMBU Deluxe hat noch immer alles, was man von einem Mario-Spiel kennt und liebt: ein tolles Design mit 164 Leveln, die mit Fortschreiten des Games immer herausfordernder und kreativer werden, tolle Musik, eine präzise Steuerung – alles! Nur: Man darf sich eben nichts Neues erwarten.

Trailer zu New Super Mario Bros. U Deluxe.
Nintendo DE

In NSMBU Deluxe gibt Nintendo dem verlorenen Mario-Spiel eine zweite Chance: Zum einen gibt es New Super Luigi U (auch so ein Zungenbrecher) oben drauf – eine umgemodelte Version des Original-Games nur auf schwierig getrimmt. Zum anderen halten zwei neue Charaktere Einzug: Toadette und Mopsie. Beide Figuren machen das Spiel familienfreundlicher und zugänglicher. Mopsie ist unverwundbar, während Toadette sich mithilfe der Superkrone in den Prinzessin-Peach-Lookalike Peachette verwandeln kann, der ihr Schwebe- und Doppelsprungfähigkeiten verleiht. Dieser Verwandlungskniff führte im letzten Jahr zu einem der skurrilsten Memes in der Games-Geschichte: Bowsette, einer sexualisierten Fusion aus Peach und Bowser – aber das ist ein anderes Thema.

Was ist gut gelungen?

NSMBU Deluxe ist ein klassisches Mario. Man springt und rennt durch Wüsten, Wälder, Eisebenen und Wasserwelten. Die Sprünge müssen präzise sitzen, sonst plumpst man in den Tod, was vor allem in späteren Leveln immer kniffliger wird. Power-ups variieren den Spielablauf, Geheimgänge und -münzen spornen zum erneuten Durchforsten der detaillierten und musikalisch tipptopp untermalten Welten ein. Dass man nach 30 Jahren noch immer neue Ideen für Mario-Level hat, ist bewundernswert und muss Nintendo zugutegehalten werden. Dass man sich in NSMBU Deluxe gleich zu Hause fühlt, liegt am Vergären der besten Essenzen vergangener Super Mario-Titel.

Irgendwo zwischen gelungen und nicht gelungen ist die Inklusion von Toadette und Mopsie. Beim Testen hab ich mich willentlich für Toadette entschieden – einfach weil sie frischen Wind in die redundante Männerpartie bringt. Ja, als Toadette oder Peachette ist es einfacher, die Level zu schaffen: Man rutscht nicht am Eis, man schwebt über Feinde hinweg, sammelt die schwer erreichbaren Münzen leichter ein und bekommt eine zweite Chance, falls man in Lava oder Giftwasser fällt. Für Neueinsteiger und Kinder sicher eine willkommene Lösung, um zu Beginn an der Hand genommen zu werden. Und auch ein netter Twist, um die ersten, relativ eintönigen Level schnell hinter sich zu bringen. Für Profi-Mario-Spieler fehlt dabei natürlich die Herausforderung. Wem es aber an Geduld fehlt, ein schwieriges Level x-mal zu probieren, kann nun auf die Helferlein zurückgreifen.

Was ist weniger gut gelungen?

Hand aufs Herz: Es ist ein Mario-Game. Nichts an NSMBU Deluxe ist wirklich schlecht. Und im Gegensatz zu allen anderen Jump 'n' Runs ist es wirklich gut. Aber es will einfach nicht der richtige Funken überspringen. Bei Nintendo, wo Nostalgie ganz oben auf der Prioritätenliste steht, darf der Punkt "Charme" als Kriterium mitaufgenommen werden. Bei NSMBU Deluxe sucht man diesen aber mit der Lupe. Besonders im Vergleich zum grandiosen Super Mario Odyssee wirkt dieser 2D-Port für die Switch noch flacher als ohnehin. Eis-, Lava- und Wüstenwelten sind ja auch okay, aber auf eine neue spielerische Ebene werden sie in diesem Mario-Teil nicht gehoben. NSMBU war damals für Nintendo wohl nicht viel mehr als eine Auftragsarbeit, um die strauchelnde Wii U zu retten. Und das merkt man dem Spiel an.

Fazit

Das Leveldesign ist kreativ wie eh und je, das Setting lullt einen in Nostalgie ein, und herausgefordert wird man vom Schwierigkeitsgrad in späteren Leveln genau richtig. Für Mario-Anfänger stehen nun sogar das Gameplay vereinfachende Charaktere wie Toadette zur Verfügung. Für alle Super Mario-Fans, die das Spiel auf der Wii U verpasst haben, ist NSMBU Deluxe für die Switch auf jeden Fall einen Versuch wert. Man bekommt ein unterhaltsames, kurzweiliges Best-of der Super Mario-Reihe serviert. Nur: Wer das Game auf der Wii U schon spielte, sollte die Finger davon lassen.

New Super Mario Bros. U Deluxe ist wie ein Date, bei dem der Funken nicht ganz überspringen will: Das Gegenüber ist zwar attraktiv, ganz unterhaltsam, und man fühlt sich an alte Liebschaften erinnert – aber mehr als ein Gspusi wird das bestimmt nicht werden. (Kevin Recher, 26.1.2019)