Peking/Canberra – China hat die Festnahme des chinesisch-australischen Schriftstellers Yang Hengjun bestätigt und mit Spionagevorwürfen begründet. Die Sicherheitsbehörden in Peking hätten "zwingend erforderliche Maßnahmen" ergriffen, weil Yang Hengjun im Verdacht stehe, mit einer Verwicklung in kriminelle Aktivitäten Chinas nationale Sicherheit zu gefährden, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums am Donnerstag.

Das ist in China eine Umschreibung für einen Spionageverdacht. Der Kritiker der Kommunisten, Demokratieaktivist und ehemalige Diplomat war am Freitag vergangener Woche bei einem Besuch in seinem Heimatland verschwunden. Inzwischen ist klar, dass er schon kurz nach seiner Ankunft festgenommen wurde. Australien hat von China verlangt, ihn "fair und transparent" zu behandeln.

Kritik Australiens an Pekinger Behörden

Australien kritisierte zudem, dass China die australischen Behörden nicht wie vorgeschrieben nach drei, sondern erst nach vier Tagen über die Festnahme informierte. Verteidigungsminister Christopher Pyne, der derzeit China besucht, will zudem mit seinem chinesischen Kollegen über den Fall sprechen.

Bekannte Yangs in Australien hatten Medienberichten zufolge zuletzt vor sechs Tagen von ihm gehört, als der 53-Jährige mit Frau und Kind von New York nach Guangzhou im Süden Chinas gereist war. Nach seiner Ankunft am Flughafen von Guangzhou hätten sie keinen Kontakt mehr zu ihm aufnehmen können.

Mutiger und engagierter Demokrat

Der "Sydney Morning Herald" hatte berichtet, dass Yang zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn nach Kanton gereist sei. Die Familie wollte demnach nach Schanghai weiterreisen, bestieg aber nicht das vorgesehene Flugzeug. Yangs Freund John Garnaut sagte, dass Yang ein "mutiger und engagierter Demokrat" sei. Sein Fall werde weltweit Wellen schlagen.

In China hatte Yang in der Provinz Hainan für das Außenministerium gearbeitet. 1992 ging er nach Hongkong und 1997 in die USA, wo er für das Politikinstitut Atlantic Council arbeitete. Später nahm er die australische Staatsbürgerschaft an. China erkennt doppelte Staatsbürgerschaften allerdings nicht an.

Einflussreichster Polit-Blogger Chinas

Yang, der mehrere Spionageromane geschrieben hat, betreibt einen bekannten Blog und wurde einmal als einflussreichster Politikblogger Chinas beschrieben. Er war im Jahr 2011 schon einmal verschwunden. Damals tauchte er aber nach einigen Tagen wieder auf und sprach von einem "Missverständnis".

Australien hatte sich erst kürzlich besorgt über die Festnahme von zwei Kanadiern in China gezeigt, deren Inhaftierung offenbar eine Vergeltungsaktion der chinesischen Behörden für die Festsetzung der Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou in Kanada war. (APA, 23.1.2019, überarbeitet am 24. 1. 2019)