Wien/Laxenburg – Die Migrationsströme aus den arabischen Ländern seien auch eine Folge der Klimaerwärmung: Zu diesem Schluss kommen Forscher der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien und des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg.

In ihrer im Fachjournal "Global Environmental Change" veröffentlichten Studie stellen sie einen Zusammenhang zwischen veränderten Umweltbedingungen in den betreffenden Ländern und den sich daraus ergebenden sozialen Problemen her. Ihre Bilanz: Den klimatischen Bedingungen komme eine indirekte, aber bedeutende Rolle zu.

Die Rahmenbedingungen

Ein Team um Raya Muttarak vom IIASA in Laxenburg bei Wien recherchierte, woher die in 157 Ländern Asyl suchenden Menschen im Zeitraum 2006 bis 2015 gekommen waren, wann sie sich auf den Weg gemacht hatten, wie die klimatischen Bedingungen in ihren Heimatländern waren, und wie viele Kriegstote es dort gab.

Dann speisten sie diese Daten in ein eigens dafür entwickeltes Modell, um herauszufinden, ob extreme Klimaereignisse mit ein Grund für Konflikte und Migrationsbewegungen gewesen sein könnten. Das wurde zwar schon vielfach vermutet, doch fehlte es bislang an Belegen.

Zusammenhänge

"Die Studie macht deutlich, dass die wachsende Zahl an Dürreperioden und Wasserknappheiten Konflikte und Krisen verstärkt", bilanziert Jesus Crespo Cuaresma vom Institut für Makroökonomie der WU Wien. Dies wäre etwa beim "Arabischen Frühling" passiert. Bei dieser Serie von Protesten, Aufständen und Unruhen, die mit einer Revolution in Tunesien im Dezember 2010 begann und sich in Nordafrika und dem Nahen Osten ausbreitete, kämpften die Menschen gegen die autoritären Regimes und ungerechte soziale Bedingungen.

"In Syrien beispielsweise führten die lang anhaltende Trockenheit und Wasserknappheit aufgrund des Klimawandels zum Ausfall der Ernte. Zahlreiche bäuerliche Familien flohen in die urbanen Gebiete", so Cuaresma. Die Städte waren daraufhin massiv überbevölkert und viele Menschen fanden keine Arbeit. "Der Grundstein für politische Unruhen und Krieg war gelegt", meint der Forscher. In afrikanischen Ländern südlich der Sahara wäre Ähnliches vorgefallen.

Es sei nun belegt, dass extreme klimatische Bedingungen zu Migrationsströmen führen, indem sie Konflikte auslösen und verstärken. Crespo Cuaresma abschließend: "Klimawandel wird nicht immer und überall Ursprung jedes Konflikts und des daraus resultierenden Migrationsstroms sein. Aber gerade im Kontext schwacher staatlicher Institutionen und mit einem mittleren Demokratieindex können extreme klimatische Bedingungen Konflikte aufgrund knapper Ressourcen ankurbeln." (APA, red, 23. 1. 2019)