Graz – Beim großen Staatsverweigerer-Prozess in Graz haben die meisten Verteidiger in ihren Schlussplädoyers versucht, die untergeordnete Rolle ihrer Mandanten herauszustreichen. "Er war nie ein Ideologe", hieß es von einem Beschuldigten. Bei einer Angeklagten wurde ihre Beziehung zu einem "Staatenbund"-Mitglied als Entschuldigung angeführt: "Die Verliebtheit stand für sie über allem", meinte eine Verteidigerin.

"Mehr oder weniger zufällig" Staatsverweigerer

Ein Beschuldigter, der als "Staatssekretär" in dem "neuen Staat" geführt wurde, soll laut Anwalt nie führend tätig gewesen sein. "Er war ein Sekretär im Sinne eines Schreibers, er wusste nicht, was er schreibt, er war ein reiner Umsetzer", betonte der Verteidiger. Sein Mandant sei "mehr oder weniger zufällig" hineingerutscht, mittlerweile bezeichne er die Ideologie als "Mogelpackung". Dass der Angeklagte auch das Landbuch geführt hatte, bei dem die Mitglieder um 100 Euro ihren Besitz registrieren lassen konnten – in der Meinung, sie seien dann vor Exekutionen geschützt – erklärte der Anwalt mit gemeinnützigen Motiven: "Er wollte etwas Gutes tun."

Eine Anwältin schilderte ihre Mandantin als "emotional instabil", als sie auf ein Mitglied des "Staatenbundes" traf und sich verliebte. Sie folgte dem Mann dann zu den Versammlungen und geriet so ins Fahrwasser der "Präsidentin". Sie sei nur eine "Mitläuferin" gewesen, die "inhaltlich nie Einfluss genommen" habe.

Einigen Beschuldigten wird vorgeworfen, mithilfe des Bundesheeres eine Entmachtung der Regierung und Installierung einer "Übergangsregierung" geplant zu haben. "Der vermeintliche Putsch wurde öffentlich im Internet angekündigt", stellte einer der Verteidiger klar und betonte: "Das Abwehramt war von Anfang an involviert." (APA, red, 23.1.2019)