Ginge es nach der Möbelindustrie, sollte man alljährlich seine Möbel austauschen wie den Stehkalender auf dem Schreibtisch. Angepriesen wird die neue Ware jeden Jänner erstmals auf der großen internationalen Möbelmesse IMM Cologne, die 1949 gegründet wurde und über 1200 Ausstellern auf mehr als 240.000 Quadratmetern Platz bietet. Zum aktuellen Riesensortiment gehört der Retro- und Mid-Century-Stil, der so wie viel Handwerk schon vor längerem gekommen ist – ganz offensichtlich, um zu bleiben. Massives Holz ist gern gesehen, Metall, Stein, Samt und Glas sind auch im neuen Jahr beliebte Werkstoffe der Designer und Produzenten.

Immer größer geschrieben wird der Begriff Gemütlichkeit: Ob zum Trend gemacht oder tatsächliches Bedürfnis – die Wohnung soll wieder mehr zum heimeligen, aber auch gut vernetzten Nest werden. Daran ändern auch die vielen Ikonen aus dem Bauhaus nichts, das heuer anlässlich seines 100. Geburtstags rauf- und runtergefeiert wird. Ein weiteres Thema ist die Tauglichkeit von Möbeln für kleinere Grundrisse. Diese macht nicht nur die Größe des Objekts an sich aus, sondern auch die Möglichkeit, Möbel modular aufzubauen. Formensprachlich klingt das alles nicht sensationell, aber die nächste Messe kommt bestimmt.

Pantop 45 von Verpan: Glockenlicht

Vom Designer Verner Panton war in letzter Zeit nicht nur anlässlich seines 20. Todestages viel zu lesen. Seine zum Teil psychedelischen Entwürfe sind Jahrzehnte nach ihrer Entstehung wieder schwer gefragt. Ein für Panton bemerkenswert unausgeflippter Entwurf ist die metallene Leuchte Pantop 45, die an einen glockenartigen Pilz oder den Hut von Zauberer Gandalf erinnert. Preis auf Anfrage

www.verpan.com

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Pouflongue von Wittmann: Insel-Style

Sebastian Herkner ist einer der derzeit angesagtesten Designer, den nicht wenige namhafte Hersteller unter Vertrag haben. Dazu gehören auch die Wittmann Möbelwerkstätten, die u. a. mit circa 15 Entwürfen des Designers in ganz verschiedenen Dimensionen auf der Messe vertreten sind. Zur "Miles Ahead"-Kollektion gehört zum Beispiel die Miles Pouflongue mit einem Touch Alain Delon und 70er-Jahre. Ab 2996 Euro

www.wittmann.at

Foto: Hersteller

Duotable von Müller Möbelwerkstätten: Verwandlungskünstler

Ein smartes und ausgetüfteltes Multitalent für kleinere Wohnräume ist der Entwurf Duotable von den norddeutschen Müller Möbelwerkstätten und Designer Michael Hilgers. Das klappbare Objekt dient als Schreibtisch ebenso wie als Esstisch und Ablagemöbel, das durch zahlreiche Fächer zusätzlichen Platz schafft. Die quadratische Tischplatte wird in 20 Farben angeboten. 498 Euro

www.muellermoebel.de

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Zürich von Birkenstock: Bettenburg

Eine richtige Kiste ist das Bett Zürich. Aber wer glaubt schon, dass ein Bett von Birkenstock mit der Grazilität eines Stöckelschuhs daherkommt? Eben! Das Traditionshaus, das sich seit 240 Jahren ums Fußbett kümmert, stieg vor zwei Jahren ins Bettstattbusiness ein. Das Modell Zürich ist ein Massivholzbett aus heimischer Eiche, dazu gibt es passende Boxspringmatratzen. Preis auf Anfrage

www.birkenstock-group.com

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Fiberglass Chair von Vitra: Alter Bekannter

Wer meint, bei diesem Möbel handle es sich nicht um eine Neuheit, hat definitiv recht. Der Grund, warum der Fiberglass Chair (ein Entwurf von Ray und Charles Eames) einen prominenten Messeauftritt hat, ist seine Wiedereinführung in sechs der Originalfarben. ursprünglich kam der Klassiker 1950 auf den Markt. Er gilt als früher Vertreter eines Stuhls, der sich mit diversen Untergestellen kombinieren lässt. Ab 535 Euro

www.vitra.com

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D4 von Tecta: Bauhaus reloaded

Logo, dass im 100-Jahre-Bauhaus-Taumel auf der Kölner Messe zahlreiche Möbelvertreter der berühmten Kunstschule ihren Auftritt haben. Bei Tecta gibt es u. a. den Entwurf D4 von Marcel Breuer zu sehen. Die Designerin Kerstin Bruchhäuser hat die faltbare Ikone aus dem Jahre 1927 in ein textiles Patchworkgewand gesteckt, das nach der koreanischen Nähtechnik "Pojagi" handgefertigt wird. 3270 Euro

www.tecta.de

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Lola von Schönbuch: Trennungsgrund

Eine Möbelgattung, die leider viel zu stiefmütterlich behandelt wird, ist neben dem stummen Diener der äußerst praktische Paravent. Die mobile Kleinwand Lola aus der Feder von Bodo Sperlein gibt es mit drei, vier oder fünf Paneelen in verschiedenen Farben, an denen zusätzliche Features wie Haken oder Ablageflächen angebracht werden können. Auch in der Höhe variiert Lola. Ab 1350 Euro

www.schoenbuch.com

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Avalanche von COR: Wandelbar

Eine gelungene Möbelinsel hat das deutsche Traditionshaus COR im Programm. Das Sofaprogramm Avalanche mit seinen Aluminiumfüßchen wurde von Metrica entworfen, die dem Kuschelmöbel klappbare Lehnen verpasst haben, welche ganz unterschiedliche Lümmel- und Sitzpositionen erlauben. Gibt's mit allerlei Leder- und Stoffbezügen, wobei die Farbe Curry schon sehr gut kommt. Ab 4300 Euro

www.cor.de

(Michael Hausenblas, RONDO, 28.1.2019)

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