In Österreich wie auch in Deutschland können deutschnationale Burschenschaften als elitäre Männerbünde klassifiziert werden, die sich vor allem über den Ausschluss von vermeintlich Anderen wie Frauen, Migrantinnen und Migranten, Jüdinnen und Juden und Andersdenkenden definieren. Gegenüber gesellschaftlichem Wandel und Veränderungen beispielsweise das Geschlechterverhältnis betreffend, haben sich die burschenschaftlichen Männerbünde bis heute als weitgehend resistent erwiesen. Im Gegenteil fungieren Burschenschaften auch gegenwärtig als zentrale Instanzen zur Aufrechterhaltung bestimmter Männlichkeitsideale und konservativer Vorstellungen des Geschlechterverhältnisses. So verwundert es auch nicht, dass jede größere Phase frauenbewegter Emanzipationsbestrebungen antifeministische Reaktionsweisen von deutschnationalen Burschenschaften zur Folge hatte.

Männerbünde und erste Frauenbewegungen

Es waren vor allem die Emanzipationsbestrebungen der Ersten Frauenbewegung und in weiterer Folge die Zulassung von Frauen zu den Universitäten, die zu einer weitreichenden Infragestellung der Vorstellung männlicher Überlegenheit führten. Die Selbstverständlichkeit bestimmter männlicher Privilegien war ins Wanken geraten und somit wurden Vorstellungen hegemonialer Männlichkeiten geschwächt. Insofern mag es auch nicht verwundern, dass die Reaktionen von Burschenschaftern auf das Frauenstudium in der Regal negativ ausfielen, die Burschen den Zugang von Frauen zu den Universitäten zuerst zu verhindern versuchten, weil sie eine "Feminisierung der Wissenschaft" befürchteten und Studentinnen in weiterer Folge entweder als Konkurrenz oder Störung wahrnahmen und ihnen das Leben an den Universitäten erschwerten.

Die breit gefächerten Ziele der Antifeministen reichten dabei von Forderungen nach Geschlechtertrennung an den Universitäten und eigenen, schlechter qualifizierten Frauenakademien, Ausschluss vom Wahlrecht bis hin zur gänzlichen Zurückdrängung von Frauen in ihre vermeintlich natürliche Sphäre. Weitere gesellschaftliche antifeministische Reaktionsweisen auf die Erste Frauenbewegung bestanden unter anderem darin, dass die (spezifisch deutsche) Männerbund-Ideologie von den bekannten Verfechtern des Männerbundgedankens wie beispielsweise Heinrich Schurtz (1902, Altersklassen und Männerbünde) oder Hans Blüher (1916, Der bürgerliche und der geistige Antifeminismus) nun auch theoretisch untermauert wurde.

Transparent bei einer Demo.
Foto: Judith Goetz

Ausgrenzung und Abwertung

Weiblichkeit wurde in weiterer Folge nicht nur in den studentischen Korporationen als Symbol für gesellschaftlichen Wandel und Demokratisierung imaginiert, während die männerbündische Organisationsform von Beginn an eine Gegenkonzeption zur Emanzipation der Frau darstellte. Männerbünde fungieren somit einerseits, wie die Burschenschafter-Expertin Alexandra Kurth meint, als "Kernbestandteil von geschlechterhierarchisch zugunsten von Männern strukturierten Gesellschaften" und zielen andererseits auf die bewusste Ausgrenzung und Abwertung von Frauen.

In der ersten Phase des (burschenschaftlichen) Antifeminismus ging es also vor allem um die Begründung und Zementierung angenommener männlicher Überlegenheit sowie die Vormachtstellung von Männerbünden als gesellschaftlicher Elite. Damit verbunden standen vor allem biologistische Funktionszuschreibungen innerhalb eines hierarchisch konstruierten Geschlechterdualismus im Vordergrund. Dementsprechend war das Bild "der Frau" geprägt von Vorstellungen der Unterlegenheit und der Ausfüllung ihrer vermeintlich "natürlichen Funktion" als Mutter und Ehefrau.

E(h)rziehung

Waren in den Augen der Antifeministen vor dem Aufkommen der Frauenbewegung noch alle Männer mit Männlichkeit ausgestattet, musste Männlichkeit, um ihren Fortbestand abzusichern, nun mit bestimmten Ausschlusskriterien verbunden werden. Denn als weiblich wurden nicht nur Frauen ausgemacht, sondern auch "verweiblichte Männer". Es handelt sich folglich bis heute, wie der Sozialwissenschafter Michael Meuser meint, um eine "doppelte Abgrenzung, die zu Dominanzverhältnissen sowohl gegenüber Frauen als auch gegenüber anderen Männern führt."

Auch gegenwärtig scheint die "Monogeschlechtlichkeit" in burschenschaftlichen Kreisen derart selbstverständlich zu sein, dass sie auch in der burschenschaftlichen Textproduktion in den seltensten Fällen thematisiert wird. Ähnliches gilt auch für das Wesen der Mensur, die ebenfalls zumeist erst auf Kritik hin verteidigt wird, ohne jedoch den Ausschluss von Frauen im Besonderen zu rechtfertigen.

So meint beispielsweise Werner Lackner (B! Olympia Wien) in der Festschrift "150 Jahre Burschenschaft", dass Kritik in der Regel von "Vertretern des politisch (äußerst) linken Lagers" ausgehen würde, weil sie in der Mensur ein "wirksames Erziehungsmittel ihrer politischen Konkurrenten zu selbstbewussten, einsatzfreudigen und gemeinschaftsorientierten Persönlichkeiten, die nur schwer gängelbar sind, erkannt" hätten. Der Symbolgehalt der Mensur führe zudem "zu einer opferbereiten Gemeinschaftsideologie, aber weg vom (sozialistischen) Gleichheitsideal" und diene dem "(konservativen) Festhalten an einmal akzeptierten Normen". Dadurch stelle die Mensur "das bisher ökonomischste Mittel für den erwünschten Zweck" dar.

Studentische Korporationen verfügen in ihrem Brauchtum über eine ganze Reihe von Erbschaften, die die Einübung einer spezifischen Form von Männlichkeit und männlichem Habitus gewährleisten sollen und der Aufrechterhaltung bestimmter Männlichkeiten dienen. Im Männerbund wird also die reine Männergesellschaft aufrechterhalten und die antifeministischen und antidemokratischen Muster dieser Organisationsform fortgeschrieben. Auch in Bezug auf die Mensur betont die Historikerin Lynn Blattmann, "daß der männlichkeitsbildende Aspekt der Mensur wichtiger genommen wurde als die gesellschaftlichen und politischen Unvereinbarkeiten."

Für Burschenschaften sind Männer der Frau überlegen. Deren natürliche Rolle sei Ehefrau und Mutter.
Foto: Christian Fischer

Neue Frauenbewegung, alte Burschenschaften

Da sich der Großteil der Burschenschaften während des Nationalsozialismus selbst aufgelöst und in den NS-Apparat eingegliedert hatte, mussten sich die Verbindungen in Österreich und der BRD nach 1945 erst wieder gründen. Mit der Restauration des burschenschaftlichen Verbandswesens in den 1950er-Jahren kehrte auch eine neue Welle des Antifeminismus zurück an die Universitäten, da insbesondere in den Reihen der Studentenverbindungen nach wie vor die mit der "biologischen Bestimmung der Frau" argumentierte Auffassung vertreten wurde, dass Frauen an den Universitäten nichts verloren hätten.

Dennoch gerieten Burschenschaften durch die gesellschaftlichen Veränderungen, ausgelöst durch die 1968er-Bewegungen, erneut in eine (Legitimations-)Krise, die sich einerseits durch sinkende Mitgliedszahlen und mangelnden Nachwuchs und andererseits durch eine erneute Schwächung ihres Elite-Status sowie der schwindenden männerbündischen Einstellung in der Gesellschaft bemerkbar machte. Durch die stärker werdende Neue beziehungsweise Zweite Frauenbewegung ab den 1970er-Jahren, standen geschlechterpolitische Themen abermals auf der Tagesordnung, die wichtige Diskussionen in Hinblick auf Gleichberechtigung auf allen Ebenen, Gewalt gegen Frauen, Abtreibung, die sexuelle Befreiung der Frauen und ähnliches initiierten. Als Reaktion darauf formierten sich jedoch abermals antifeministische Strömungen.

In der antifeministischen Reaktion auf die Zweite Frauenbewegung ging es in erster Linie um eine Wiederbelebung traditioneller Wertvorstellungen unter dem bis heute in burschenschaftlichen wie auch in rechten beziehungsweise rechtsextremen Kreisen verbreiteten Credo "gleichwertig, aber nicht gleichartig". Diesem Gedankengut zufolge seien Frauen und Männer zwar gleich viel wert, aber von "Natur aus" unterschiedlich und hätten daher auch unterschiedliche Rollen und Aufgaben in der Gesellschaft. Die unterschiedliche Position von Männern und Frauen in der Gesellschaft wird nicht als sozial konstruiert – also durch Menschen gemacht und damit auch veränderbar – verhandelt. Im Gegenteil, gesellschaftlich produzierte Ungleichheit wird naturalisiert und als unüberwindbar dargestellt.

Die zweite Phase des burschenschaftlichen Antifeminismus kennzeichnet also der Kampf gegen die Infragestellung des Modells "Männerbund", der erneut mit altgedienten Waffen ins Feld zieht: Biologie und männliche Vormacht.

Alte Burschenschafter, alter Antifeminismus

Antifeministische Rhetoriken in burschenschaftlichen Spektren haben sich bis heute kaum verändert, was den ihrem Denken zugrunde liegenden Biologismus betrifft. Dennoch reagieren Burschenschafter auch auf aktuelle Entwicklungen wie die seit den 90ern stärker werdenden Auseinandersetzungen rund um Sex, Gender sowie die Pluralisierung geschlechtlicher Identitäten. So mischen Burschenschafter in ihren Funktionen in den diversen politischen Ämtern und Gremien oder in ihren eigenen Publikationsorganen in den Diskussionen und Polemiken gegen "Genderwahn" und "Genderismus", die nicht zuletzt als Reaktion auf eine dritte Welle des Feminismus beziehungsweise auch der Frauenbewegung verstanden werden können, mit.

Aktuelle antifeministische Politiken von burschenschaftlicher Seite haben folglich vor allem die innerhalb feministischer Auseinandersetzungen entstandenen Theorien, (staatlichen) Gleichstellungspolitiken, allem voran Gender-Mainstreaming, sowie die feministischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte wie beispielsweise gendergerechte Sprache, Quoten, Diskriminierungsschutz oder Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt im Fokus. Die rhetorischen Mittel, die Burschenschafter ebenso wie andere Antifeministen dabei zum Einsatz bringen, sind zudem breiter geworden und reichen von Stigmatisierung, Lächerlichmachung, Umkehrungen, Anti-Etatismus bis hin zur Inszenierung als vermeintliche Tabubrecher.

"Bist du normal geblieben?"

"Bist Du normal geblieben, sind Political Correctness und Genderwahn spurlos an Dir vorbeigezogen?" heißt es beispielsweise seit einigen Jahren auf der Startpage der "Heimatseite" der B! Olympia (Wien) und auch die Burschenschaftlichen Blätter verfassten 2010 einen Schwerpunkt zum Thema "Erzwungene Gleichstellung: Gender Mainstreaming". Darin erkennen sie in Gender-Mainstreaming eine "Irrlehre" sowie eine "erzwungene Form der Gleichstellung, mit dem Leitbild eines geschlechtslosen Menschen", die ihre Ursprünge "im Feminismus, den 68ern und der links-sozialistischen Gleichmachungspolitik hat" und von einer "milliardenschwere[n] Lobby unterstützt" werde. Ziel sei, so wird in den Burschenschaftlichen Blättern aufgedeckt und dabei Gender-Mainstreaming in seiner Wirkmächtigkeit maßlos überschätzt, nicht die Gleichstellung der Geschlechter, sondern deren Abschaffung.

In den sich über mehrere Beiträge erstreckenden Polemiken treten auch erneut Berufungen auf die Natur oder die Biologie als ein altbekanntes Muster zu Tage, das im Zuge der Auseinandersetzungen mit Gender-Mainstreaming lediglich aktualisiert wird. Auf entlarvende Art und Weise wettert 2015 auch Axel Kassegger (B! Germania Graz, B! Thessalia Prag in Bayreuth), der seit 2013 auch für die FPÖ im österreichischen Nationalrat sitzt, gegen Gender-Mainstreaming: "Institutionen wie die UNO zwingen die Völker von oben herab, Dinge zu tun, die sie nicht wollen – Gender Mainstreaming und die ganze Weltethik der Menschenrechte sind Beispiele". Dass er Gender-Mainstreaming mit Menschenrechten vergleicht zeigt einerseits, dass durch beide ähnliche Ziele verfolgt werden. Andererseits verdeutlicht die Ablehnung von Menschenrechten aber auch den zutiefst antidemokratischen Charakter antifeministischer Ideologie.

Erst 2016 meinte Bernd Kallina (B! Danubia München), dass "das links-ideologische EU-Projekt namens Gendermainstreaming […] die biologisch vorgegebene Rollenteilung zwischen Mann und Frau in grotesker Weise auf den Kopf zu stellen versucht." In dieser Delegitimierungsstrategie feministischer Errungenschaften und Theorien zeigt sich jenes alt bekannte diskursive Muster, abwechselnd die Wissenschaft, die Natur oder auch den lieben Gott ins Spiel zu bringen, wenn es um die Aufrechterhaltung der Annahme der Geschlechterdifferenz sowie dem dadurch produzierten Ungleichverhältnis geht.

Zurück zum Ursprung

An diesen ausgewählten Beispielen verdeutlicht sich nicht nur der burschenschaftliche Wunsch nach einer Re-Traditionalisierung, Re-Patriarchalisierung und Re-Maskulinisierung der Gesellschaft, sondern auch die Lang- und Zählebigkeit biologistischer Argumentationsweisen. Deren nahezu unveränderte diskursive Muster können erneut in enger Verbindung mit der männerbündischen Organisationsform sowie den damit verbundenen Brauchtumsformen gesehen werden. Da hegemoniale Männlichkeiten sowie die Vorstellung männlicher Vorherrschaft stärker denn je in Frage gestellt werden, bedürfen sie zur Sicherung der eigenen Privilegien der gegenseitigen Versicherung des Fortbestehens der Geschlechterdifferenz im Männerbund. Es wäre folglich an der Zeit, ihnen auch diese Grundlage zu entziehen. (Judith Goetz, 25.1.2019)

Judith Goetz ist Literatur- und Politikwissenschafterin, Mitglied der Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit sowie des Forschungsnetzwerks Frauen und Rechtsextremismus.

Bei dem Beitrag handelt es sich um einen gekürzten Wiederabdruck eines Beitrags aus dem Sammelband "Antifeminismus in Bewegung. Aktuelle Debatten um Geschlecht und sexuelle Vielfalt", herausgegeben von Juliane Lang und Ulrich Peters.

2017 erschien der von Goetz mitherausgebene Sammelband "Untergangster des Abendlandes. Ideologie und Rezeption der rechtsextremen 'Identitären'". In Kürze erscheint der dritte Sammelband der Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit "Rechtsextremismus: Band 3: Geschlechterreflektierte Perspektiven" mit mehreren Beiträgen von Judith Goetz.