Ein Gericht in der chinesischen Provinz Hebei hat ein neues Programm vorgestellt, das Nutzern anzeigen soll, ob sich jemand in der Nähe befindet, der Schulden hat. Das berichtet "China Daily", eine Zeitung, die der chinesischen Regierung gehört. Nutzer können über die App Wechat auf die Erweiterung zugreifen. Dabei handelt es sich um eine Art chinesisches Äquivalent zum besonders in Europa populären Whatsapp.

Schuldner melden

Das neue Programm heißt, wie in der englischsprachigen Ausgabe angegeben, "a map of deadbeat debtors", zu Deutsch also etwa "Eine Karte von schmarotzenden Schuldnern". Mittels einer Art Radar werden Personen in einem Umkreis von 500 Metern angezeigt, die Schulden haben. Auch der volle Name der jeweiligen Person scheint auf, wie ein Screenshot, der von der Staatszeitung "Guangzhou" veröffentlicht wurde, zeigt.

Foto: screenshot/weibo

Der Sinn dahinter sei, wie "China Daily" ausführt, dass Nutzer auf diese Weise Personen melden können ("whistleblowen", schreibt die Zeitung), die so wirken, als könnten sie ihre Schulden eigentlich bezahlen. Fotos der Personen werden zumindest in den bisher veröffentlichten Bildern nicht angezeigt.

Digitale ID von Regierung angestrebt

Technisch funktioniert das wohl, weil Nutzer von Wechat ihren Account als eine Art Personalausweis nutzen. Da die App von einem großen Teil der chinesischen Bevölkerung verwendet wird, will die Regierung analoge Personalausweise durch einen digitalen ersetzen, der mit dem Programm verknüpft ist – was auch solche Überwachungsmöglichkeiten schafft.

Die App wurde als Teil des chinesischen Sozialkreditsystems vorgestellt, welches ab 2020 für alle Bürger verpflichtend sein wird. Damit will die Regierung die Reputation Einzelner mittels eines Scoring-Systems ermitteln. (red, 24.1.2019)