1000 Quadratmeter mit Blick auf den Eislaufplatz bespielen die Zwischennutzer – allerdings auf einige wenige Jahre befristet.

Foto: Verein Paradocks

Das geplante Hochhaus des Investors Michael Tojner am Wiener Heumarkt lässt die Wogen weiter hochgehen: Erst vor wenigen Tagen präsentierte die Liste Jetzt (vormals Liste Pilz) ein Gutachten, demzufolge der Bund das Projekt stoppen könnte. Weil es also noch dauern wird, bis es mit dem Hochhaus auf dem Areal des Eislaufvereins ernst wird, sind vor einigen Monaten Zwischennutzer in einen Gebäudeteil eingezogen.

"Männerlastige" Start-ups

Der Verein Paradocks ist darauf spezialisiert, temporär ungenutzte Gebäude bzw. leerstehende Flächen günstig von Eigentümern zu übernehmen und diese an Nutzer weiterzuvermitteln. 1000 Quadratmeter bespielt der Verein seit Herbst mit dem Projekt "Das Packhaus am Heumarkt". Ein Teil davon, 150 Quadratmeter, wird nun gerade in einen Coworking-Space für Frauen verwandelt. Die Schreibtische stehen schon, nur die dazugehörigen Sessel fehlen noch. "Und die Fenster müssen noch geputzt werden", sagt Margot Deerenberg, Gründerin des Vereins, bei einer Führung durch das Gebäude.

"In unserem Projekt in der Marxergasse haben wir bemerkt, dass vor allem die Start-ups sehr männerlastig sind", erzählt sie. "Um das ein wenig zu neutralisieren, wollten wir hier einen Platz für Frauen-Start-ups schaffen." Davon gebe es aber in Wien nur wenige, weshalb man die Einzelbüros nun auch an Männer vermietet. "Aber wir haben bemerkt, dass es einen echten Bedarf an Coworking-Flächen für Frauen gibt", sagt Deerenberg.

Daher wurden 15 Schreibtischplätze in drei Räumen für Frauen geschaffen, die um 150 Euro pro Monat zu mieten und monatlich kündbar sind. Wenn die Nachfrage groß ist, gebe es auch noch Potenzial, den Coworking-Space zu vergrößern. "Wahnsinnig dogmatisch" sei man bei der Vermietung aber nicht, räumt Deerenberg ein: Ein Mann, der Teil eines Zwei-Personen-Unternehmens ist, wird auch manchmal im Frauen-Coworking-Space arbeiten.

Unterstützung nach der Gründung

Während in die Einzelbüros schon die ersten Mieter eingezogen sind, sollen die ersten Verträge für die Coworking-Spaces demnächst unterzeichnet werden. Besonders unterstützt werden sollen Unternehmerinnen kurz nach der Gründung, betont man bei Paradocks. Das heftet sich auch Tojners Wert-Invest Hotelbetriebs GmbH nun in einer Aussendung auf die Fahne: "Auch künftig wird das Areal rund um den Heumarkt für Vielfalt, Offenheit und Innovation stehen", wird darin versprochen.

In den sozialen Netzwerken habe es "natürlich" Kritik am Coworking nur für Frauen gegeben, so Deerenberg. "Aber es gibt viele Städte, in denen es das bereits gibt." New York, Los Angeles und Chicago zum Beispiel. "Das zeigt, dass der Bedarf vorhanden ist."

Nun soll also ein ähnliches – und aufgrund der temporären Nutzung etwas weniger durchgestyltes – Konzept auch in Wien getestet werden. Im Common Space, der von Thonet möbliert wurde, soll in der Früh Yoga angeboten werden, auch Netzwerkevents sind geplant.

Wachsende Konkurrenz

Aus einigen der Büros sieht man direkt auf den Eislaufplatz – eine Kulisse, die auch dem Start-up Jingle gefällt, das im Oktober eingezogen ist und es sich mittlerweile mit Tischfußballtisch und roten Polstermöbeln gemütlich gemacht hat. Einige von ihnen haben sich selbst schon aufs Glatteis gewagt, erzählen sie.

Auf "zwei bis drei Jahre" ist die Zwischennutzung befristet, "dann müssen wir schauen, wie es weitergeht", so Deerenberg. Sie will, dass das Konzept Zwischennutzung bei Eigentümern mehr Bekanntheit erlangt.

Insgesamt hat ihr Verein nun drei Standorte: neben jenem am Heumarkt einen im dritten und einen im elften Bezirk. Die Konkurrenz am Coworking-Markt – zunehmend interessieren sich internationale Anbieter dafür – beobachtet sie mit Interesse, "preislich sind wir aber darunter" . (Franziska Zoidl, 24.1.2019)