Florenz – Frankreich hat sich nach Meinung des Direktors der Uffizien-Gemäldegalerie in Florenz, Eike Schmidt, den Streit mit Italien um Leihgaben von Leonardo da Vinci selbst eingebrockt. "Dass ein großes Museum sich mit einem anderem großen Museum nicht direkt, sondern über die jeweiligen Regierungen verständigt, ist eine große Seltenheit."

"Das war von den Franzosen so gewollt, sich auf politischer Ebene zu verbünden, auch um wahrscheinlich dem Risiko zu entgehen, dass auf musealer Ebene Widerstände da sein könnten", sagte der deutsche Kunsthistoriker, der ab 1. November das Kunsthistorische Museum (KHM) in Wien leitet, dem deutsch-französischen Sender Arte.

Die "Verkündigung" von Leonardo da Vinci (circa 1472) aus den Uffizien in Florenz.
Foto: Uffizien

Im Mai jährt sich der Todestag des Universalgenies aus der Toskana zum 500. Mal. Der Louvre in Paris, wo auch die Mona Lisa hängt, zeigt im Oktober eine große Leonardo-Schau. Allerdings will die populistische Regierung in Rom – anders als die sozialdemokratische Vorgängerregierung – wichtige Gemälde von Leonardo nicht ausleihen.

"Nun ist das das Risiko, wenn die Regierung dann wechselt, und man eine politisch ausgeprägte Verständigung hatte", sagte Schmidt. Es habe nie einen Vertrag über Leihgaben aus Italien nach Frankreich gegeben. "Da muss man dann von Null anfangen."

Die drei Gemälde aus den Uffizien – "Die Anbetung der Könige aus dem Morgenland", "Die Taufe Christi" und "Die Verkündigung" – stünden seit 2009 auf einer "No-Go-Liste", so Schmidt. "Das hätte schon einiger Blauäugigkeit bedurft, zu versuchen, diese doch noch zu bekommen." (APA/dpa, 24. 1. 2019)