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Belinda und Frank Stronach, als noch kein Blatt Papier zwischen die beiden passte.

Foto: Picturedesk

Frank Stronach sorgt mit seiner Klage gegen Familienmitglieder und Firmenverantwortliche für mehr Aufregung, als ihm lieb ist. Denn nun kontert die von seiner Tochter Belinda Stronach angeführte Gegenseite mit Vorwürfen gegen den Unternehmens- und Parteigründer. Dabei spielt auch die Steuerakte des kanadisch-österreichischen Geschäftsmanns eine Rolle.

Doch davor kurz zur Vorgeschichte: Der Gründer des Autozulieferkonzerns Magna hat im Oktober letzten Jahres schwere Geschütze unter anderem gegen seine Tochter aufgefahren. Belinda habe ihn aus dem Familienunternehmen gedrängt, lautete der Vorwurf. Die in besseren Zeiten auch bei Magna in wichtigen Funktionen installierte Tochter soll die Geschäfte überdies schlecht gemanagt und verschwenderisch agiert haben.

The Stronach Group mit 253 Firmen und Beteiligungen sei deshalb während seines Ausflugs in die österreichische Politik in "signifikante Liquiditätsprobleme" geraten. Vor allem die angeblichen privaten Entnahmen Belindas wurden genüsslich in den Medien breitgetreten. Hunderttausende Dollar für Urlaube oder Partys hatte ihr Vater aufgelistet und vorgehalten. In Summe kam Frank auf die hübsche Summe von umgerechnet 345 Millionen Euro, die er zurückfordert.

Satte Gegenforderung

Belinda Stronach reagierte erst dezent und meinte, die Vereinbarkeit von Familie und Geschäft könne manchmal herausfordernd sei. Nun geht sie in die Gegenoffensive und will ihrerseits 33 Millionen kanadische Dollar (21,7 Millionen Euro) von ihrem Vater.

Wie aus dem bei einem Gericht in Ontario eingereichten Schriftsatz hervorgeht, begründet sie den Antrag mit Zahlungen an Frank Stronach im Zusammenhang mit dessen Steuernachzahlungen und Wahlkampfausgaben. Wobei Belinda vor allem zu den steuerlichen Angelegenheiten ihres Vaters recht indiskrete Angaben macht. Im Dezember 2017 habe die zuständige österreichische Finanzbehörde nach einer Prüfung erwogen, Steuernachforderungen in Höhe von 70 Millionen Euro zu stellen.

Geld geliehen

Zudem sei überlegt worden, ein Finanzstrafverfahren einzuleiten, wenn es zu keiner Einigung kommen sollte. Gleichzeitig habe das Finanzamt zu erkennen gegeben, dass die Angelegenheit mit einer Zahlung von 20 Millionen Euro bereinigt werden könne, behauptet Belinda.

Er feierte einige Erfolge, dann verließ Frank Stronach das Glück.
Foto: APA/Robert Jäger

Dazu kam es dann auch, allerdings gab es ein Problem: Stronach lieh sich das Geld im Vorjahr vom Familienkonglomerat. Frank habe erklärt, nicht über ausreichende Mittel zu verfügen, erklärt seine Tochter in ihrer Klagsbeantwortung. Tatsächlich habe ihr Vater das Geld auf der hohen Kante gehabt, behauptet sie, weshalb die Mittel samt Zinsen zurückgefordert werden.

Spuren in die Schweiz

Stronachs Rechtsanwalt Michael Krüger will dazu keine Stellungnahme abgeben. Doch wie kam es, dass Stronach überhaupt derart hohe Steuersummen abliefern muss? Bei der Beantwortung der Frage führt die Spur in die Schweiz, genauer in eine kleine Wohnung in der Stadt Zug, einem bei steuersparenden Reichen und Konzernen beliebten Domizil. Seine dort ansässige Stronach & Co vereinnahmte laut Recherchen schweizerischer und kanadischer Medien hohe Beratungshonorare, die Stronach von Magna erhalten haben soll und die dann an eine Tochterfirma namens Enzian auf die Kanalinsel Jersey weiterflossen.

Reichtum angehäuft

Da scheint einiges zusammengekommen zu sein: Das Wirtschaftsmagazin Bilanz nahm den Austrokanadier 2012 mit einem Vermögen von 1,75 Milliarden Franken (zu heutigem Kurs: 1,55 Milliarden Euro) 2012 in die Liste der 300 reichsten Schweizer auf. Doch irgendwann begann die heimische Finanz, sich für das Karussell zu interessieren, und beantragte erfolgreich Rechtshilfe der Schweizer Kollegen.

Mit der Angelegenheit betraute Personen erzählen, Stronach habe nach seiner Rückkehr nach Österreich Ende der 90er-Jahre einen Deal mit der Finanz gemacht, ein sogenanntes Advance Ruling, mit dem seine Steuerkonstruktion gutgeheißen worden sei. Über die Jahre hätten sich Verständnis und auch der Personenkreis der Beamten geändert, weshalb das Firmengeflecht geprüft und letztlich beanstandet worden sei.

Schon zu Politikerzeiten waren die Steuerverhältnisse des 86-Jährigen immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Im Wahlkampf 2013 ging Stronach in die Offensive und erklärte, in den letzten fünf Jahren 19 Millionen Euro an Steuern in Österreich abgeführt zu haben. Weshalb es auch keinen Widerspruch zu seinem Slogan "Wahrheit, Transparenz und Werte" gebe. (Andreas Schnauder, 24.1.2019)