Foto: Michael Pöhn, Staatsoper

Üppig wie seine Lügen, ist der Angeber Falstaff in Verdis finaler Oper gemeinhin doch von mirakulöser Grazie. Als charmante Fleischwerdung des Prinzips Selbstüberschätzung schwebt der Pleiteritter in Blähhosen leichtfüßig rund um jene ihn verulkenden Damen. Auch Verdis raffiniert durchkomponierter Notenkosmos wird in manch brauchbarer Inszenierung zu Falstaffs orchestralem Doping.

Foto: Michael Pöhn, Staatsoper

Leider ist an der Staatsoper weder von der Leichtigkeit der Musik noch der des Charakters etwas zu spüren. Der robust singende Carlos Alvarez bemüht sich. Als Falstaff bleibt er jedoch ein Fantast in Ketten jener trägen Konvention, welche die ganze Inszenierung von David McVicar schon bei ihrer Geburt beschwerte.

Sogar ein bekannt facettenreicher Sängerdarsteller wie Simon Keenlyside wirkt da (als Ford) verkrampft-pomadig, wenn er seine Eifersucht zornig herauspresst und dann auch vokal nicht übers Ansprechende hinauslangt.

Foto: Michael Pöhn, Staatsoper

Das Passable, das sich mitunter zum Guten hinaufschwingt, ist bei Fenton (angenehmes Timbre: Jinxu Xiahou) zu finden. Und besonders seine angebetete Nanette, dargestellt von Hila Fahima, zelebriert edle Linien und betörenden Klang. Alice (Olga Bezsmertna), Mrs. Quickly (Monika Bohinec) und Meg Page (Margaret Plummer) bleiben unauffällig wie letztlich auch Dirigent James Conlon. Auffällig wird es nur an exponierten Stellen, wenn das Staatsopernorchester gar dezibelfreudig zulangt. (Ljubiša Tošic, 25.1.2019)