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Die Anwaltsbranche ist noch eine Männerdomäne.

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Bewusstsein schaffen, was zu tun ist, damit wir Frauen nicht auf dem Weg verlieren, Vernetzung horizontal und vertikal ermöglichen und aufzeigen, dass es sich um einen Business-Case handelt, wenn es um Maßnahmen zur Gleichstellung von Frauen geht. Das will Alix Frank, international aufgestellte anwaltliche Unternehmerin, mit ihrem ersten Kongress "Women in Law" Anfang März in Wien erreichen.

Und: "Ja, die Anwaltsbranche ist noch eine Männerdomäne", sagt die Frau, die eben jene als eine der ersten Frauen aufgebrochen hat, es "geschafft" hat und sich für deren Anliegen auch auf europäischer Ebene in der Standesvertretung engagiert. Um etwas mehr Genderbalance in die anwaltliche Berufswelt zu bringen, backt sie mittels Kongresses in Kooperation mit der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Wien jetzt große Brote: Aus Australien genauso wie aus den verschiedenen osteuropäischen Ländern kommen Vortragende und Panelisten.

100 Jahre Frauen an der Rechts-Uni

Die Ausgangslage ist gleichzeitig ein Meilenstein: 1919 wurden in Österreich zum ersten Mal Hörerinnen der Rechtswissenschaften zugelassen. Aktuell sind zwar etwas mehr als die Hälfte der Absolventinnen weiblich – allerdings bleiben nur knapp 21 Prozent als zugelassene Anwältinnen auf dem Karriereweg.

Wo leckt die Pipeline, wo geht diesem Berufsstand der Talentemix der Frauen verloren? Der Befund unterscheidet sich nicht vom Gesamtbild und ist nicht neu: spätestens wenn es tatsächlich um konkrete Familienplanung geht, eigentlich schon dann, wenn die Work-Life-Balance und die Unternehmenskultur für die Absolventinnen Wirklichkeit werden. Wiewohl: "Diese Themen sind in Einstellungsgesprächen mit jungen Männern kaum weniger relevant." Also geht es insgesamt um einen Kulturwandel, um ein Aufbrechen einer sehr starren, traditionell männlichen Dominanzkultur. Einige Bereiche ausgenommen, etwa Richterinnen und Familienrechtlerinnen. Dass eine exzellente Arbeit auch ohne permanente Anwesenheit in der Kanzlei gemacht werden kann, müsse endlich in die Köpfe, sagt Alix Frank. Und dies zum Wohle (apropos Business-Case) aller Beteiligten: "Wozu legen wir denn so viel Kraft in die Ausbildung, wenn wir die Leute dann wieder verlieren?"

Gemischte Netzwerke

Alix Frank ist ein Fan gemischter Netzwerke, daher: Es steht kein reiner Frauenkongress an. Dass Gleichstellung ein Managementthema ist, darüber muss sich die seit fast drei Jahrzehnten erfolgreiche Unternehmerin, die ihren Beruf in vier Sprachen ausübt, nicht lange unterhalten. Dass zumindest die Dach-Region in einer recht vergleichbaren Situation ist, weiß sie aus ihrer internationalen Tätigkeit.

Sie hat es vielfach erlebt. Vermutlich auch in ihrer Rolle als Mutter. Dass sie das Thema als Chance für alle statt als Initiative zur Frauenförderung "verkauft", dürfte bei all den Klagen über Nachwuchsmangel durchaus zweckdienlich sein. Wobei: Mitstreiter sind ihr nicht scharenweise zugelaufen, Alix Frank finanziert beim ersten Kongress (weitere sind geplant) ein Anliegen, kein neues Kongressgeschäftsmodell.

"Ich kann es genau so gut"

Ihr habe definitiv ein Role-Model gefehlt, erzählt sie. Ob es so etwas wie Pionierinnen überhaupt geben kann, darf als Nachfrage offenbleiben. Jedenfalls: "Frauen müssen verinnerlichen: Ich kann es genauso." Nicht etwa, dass sie als defensive Persönlichkeit erscheint, aber auch das ist offenbar vielfach erlebt: Irgendwann ziehen sich Frauen zurück und akzeptieren eine vermeintlich nötige Entscheidung zwischen dem Lebensanspruch und dem sicheren Gefühl, so eben nicht leben zu wollen, und linearen Karrierechancen in Männerkulturen.

Gibt es einen bestimmten, persönlichen Zugang zu ihrer Karriere, zum Überwinden immer vorhandener Hürden? Kompetenz und Humor nebst unbeeinträchtigbarer Leidenschaft für den Beruf sind diese drei Ingredienzen. (Karin Bauer, 25.1.2019)