Wien/Graz/Linz – In den im Rahmen des Programms Comet geförderten Kompetenzzentren sollen Wissenschaft und Wirtschaft langfristig gemeinsam forschen. Doch die Zentren müssen viel Forschungsleistung zukaufen, wie ein am Freitag veröffentlichter Bericht des Rechnungshofs (RH) zeigt, der zwei dieser Zentren in der Steiermark und Oberösterreich überprüft hat.

Im Rahmen des 2006 gestarteten Kompetenzzentren-Programms Comet gibt es derzeit fünf K2-Zentren, 20 K1-Zentren und 17 K-Projekte in Österreich. K2-Zentren sind am größten, mit der längsten Laufzeit und den meisten Bundesmitteln ausgestattet. K1-Zentren sind deutlich kleiner und K-Projekte gelten als Einsteigerschiene.

Die untersuchten Zentren

Der Rechnungshof hat nun mit dem Grazer Biotechnologieunternehmen ACIB GmbH und dem Linz Center of Mechatronics (LCM) GmbH zwei K2-Zentren überprüft. Eigentümer der ACIB sind die Technische Universität Graz und die Universität für Bodenkultur Wien (jeweils 36 Prozent), die Universitäten Graz (12 Prozent) und Innsbruck (8 Prozent) sowie die Joanneum Research Forschungsgesellschaft (8 Prozent).

Die LCM steht im Eigentum eines privaten Vereins (35 Prozent), der Upper Austrian Research (30 Prozent), der Uni Linz (25 Prozent) sowie eines Unternehmens (10 Prozent). Die Zentren finanzieren sich einerseits durch Bund, Länder sowie Beiträgen der Unternehmens- und wissenschaftlichen Partner (Comet-Bereich) sowie Auftragsforschung und andere geförderte Forschungsprojekte (Non-Comet-Bereich).

Als wissenschaftliche Partner verrechneten die beteiligten Universitäten laut RH-Bericht ihre eigenen Leistungen bei der ACIB mit 9,15 Mio. Euro und bei der LCM mit 21,09 Mio. Euro. Dies sei um ein Vielfaches mehr als die Beiträge der Unis zu den beiden Kompetenzzentren, heißt es in dem Bericht. Indem sie eine Doppelfunktion als Eigentümer und Hauptlieferant einnehmen, seien Interessenskonflikte nicht auszuschließen, moniert der RH.

Empfehlung zu mehr Bündelung im eigenen Haus

Die Prüfer sehen durchaus die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der Zentren mit den wissenschaftlichen Partnern, sie empfehlen aber den beiden Einrichtungen, "Forschungs- und Entwicklungskompetenz weitestgehend im Comet-Zentrum selbst zu bündeln". Die Leistungsanteile der wissenschaftlichen Partner sollten nicht über jenen der Zentren selbst liegen. Speziell der LCM – die mit 90 Mitarbeitern (VZÄ) deutlich weniger Mitarbeiter hatte als die ACIB mit 143 – empfiehlt der RH, verstärkt eigenes wissenschaftliches Personal zu beschäftigen, um einen Kompetenzaufbau am Zentrum sicherzustellen.

Die betrieblichen Erträge der ACIB stiegen von 2013 bis 2016 von rund 14,6 Mio. Euro auf 16,6 Mio. Euro, bei der LCM sanken sie in diesem Zeitraum von 16,5 Mio. Euro auf 15,4 Mio. Euro. Der Anteil an öffentlichen Mitteln an diesen Erlösen lag bei der ACIB bei rund 57 Prozent, bei der LCM bei rund 45 Prozent. Die ACIB erzielte rund 90 Prozent ihrer betrieblichen Erträge aus dem Comet-Bereich, die LCM zu rund 76 Prozent. Der Rechnungshof empfiehlt der ACIB, "vermehrt Umsatz-Erlöse im Non-Comet-Bereich anzustreben, um die Abhängigkeit von öffentlichen Mitteln zu verringern".

In beiden Zentren vermisst der RH in der jeweiligen Geschäftsordnung des Aufsichtsrats Bestimmungen hinsichtlich allfälliger Interessenskonflikte und Unvereinbarkeiten. Diese seien wegen der Mehrfachrolle der wissenschaftlichen Partner als Miteigentümer, als Lieferanten wissenschaftlicher Dienstleistungen und als Kunden der Zentren besonders notwendig. (APA, 26. 1. 2019)