Berlin – Die Dinosaurierwelt ist um eine neue Gattung reicher: In der aktuellen Ausgabe des "Zoological Journal of the Linnean Society" stellte ein Paläontologenteam die Sauropoden-Gattung Wamweracaudia vor. Der Name leitet sich von den Wamwera ab, einer ethnischen Gruppe in der Lindi-Region von Tansania, wie das Berliner Museum für Naturkunde (Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung) berichtet.

Tummelplatz der Riesen

Sauropoden gehören zu den bekanntesten Untergruppen der Dinosaurier. Sie brachten die größten Landtiere, die es jemals gab, aber auch Spezies von deutlich bescheideneren Ausmaßen hervor. Allen gemein war jedoch der grundlegende Bauplan: langer Hals und langer Schwanz sowie ein von Säulenbeinen getragener massiger Körper, der darauf angelegt war, großen Mengen pflanzlicher Nahrung zu verdauen.

Dass die nun neuentdeckte Gattung in Ostafrika lebte, ist kein Zufall. Die dortige Tendaguru-Formation ist nämlich eine besonders ergiebige Fossilienfundstätte und weist darauf hin, dass das heutige Ostafrika im Zeitalter des Jura ein wahrer Tummelplatz von Sauropoden war: ein Hotspot der Artenvielfalt, an dem ganz verschiedene Untergruppen dieser ikonischen Tiere vertreten waren.

Verwandte der Ultra-Giganten

Doch während einige dieser Sauropoden, wie zum Beispiel der berühmte Giraffatitan und der relativ kleine Dicraeosaurus, durch vollständiges Skelettmaterial bekannt sind, konnten andere nur auf Basis unvollständiger Reste beschrieben. Das macht es schwierig, für solche Gattungen die Verwandtschaftsbeziehungen zu bestimmen.

Dabei spielen die betroffenen Sauropoden-Gattungen Janenschia, Tendaguria und Australodocus eine wichtige Rolle in der wissenschaftlichen Diskussion um den Ursprung der Titanosaurier, einer besonders prominenten Untergruppe von Sauropoden. Sie sind eigentlich erst aus der Kreidezeit bekannt und stellen mit Arten wie Dreadnoughtus oder Argentinosaurus einige Ultra-Giganten mit über 20 Metern Länge und einer Masse zwischen 50 und 70 Tonnen.

Forscher um Philip Mannion, einen ehemaligen Humboldt-Stipendiaten am Berliner Museum für Naturkunde, versuchten mit einer Neuanalyse etwas mehr Licht in den unklaren Stammbaum der Riesen zu bringen. Im Zuge ihrer Analyse konnten sie auch eine neue Sauropodengattung und -art in dem Material aus Tendaguru identifizieren. Eine Reihe von Schwanzwirbelknochen, welche bislang der Gattung Janenschia zugeschrieben wurden, zeigt eine Reihe besonderer Merkmale. Es war daher nötig, für diese Stücke die neue Gattung und Art Wamweracaudia keranjei zu begründen.

Am Kreuzungspunkt

Wamweracaudia war laut den Paläontologen eng verwandt mit der ostasiatischen Gruppe der Mamenchisauriden. "Diese Ergebnisse zeigen, dass die reichhaltige Fauna von Sauropoden aus dem Jura des Tendaguru-Gebietes noch viel diverser war als bisher angenommen", sagt Studienkoautorin Daniela Schwarz. Die Forschungsergebnisse werfen auch ein neues Licht auf die evolutionäre Entwicklung der Sauropoden, denn die Tendaguru-Formation enthält Vertreter von allen Sauropodengruppen, die vom mittleren Jura bis zur unteren Kreide bekannt sind.

Die unerreichte Vielfalt der Sauropoden im Gebiet des Tendaguru ist laut den Forschern ein Zeugnis dafür, dass Sauropoden durch die damalige zentrale Gondwana-Wüste migriert sein müssen. Es kam dabei zu Invasionen von Sauropoden von außerhalb, die hier auf endemische Gruppen im Gebiet des westlichen Gondwana trafen. Weitere Forschungen zu diesem Hotspot und "Verkehrsknotenpunkt" der Sauropoden-Evolution sollen folgen. (red, 28. 1. 2019)