(Wohnzimmer in einem Mehrfamilienhaus in Niederösterreich. Später Abend. Fernsehapparat eingeschaltet. Auf dem Boden, wimmernd und aus einer Kopfwunde blutend, Rosi, eine Frau Mitte dreißig. Auf dem Sofa, apathisch, einen Hammer in Händen, Karli, ihr gleichaltriger Ehemann. Pause.

Die Tür geht auf, Mama, eine etwa sechzigjährige Frau, erscheint.)

MAMA (ärgerlich): Was gibt's denn so Wichtiges, dass d' mich um die Zeit – (Bemerkt Rosi.)

Um Gottes willen! Wie is' denn das passiert? (Geht zu Karli, setzt sich neben ihn, legt den Arm um seine Schultern, nimmt ihm den Hammer aus der Hand.)

KARLI: Repariert hab' ich.

MAMA: Um die Zeit?

KARLI: Es is' immer was zum Reparieren. Wir haben ferng'schaut und –

MAMA: Ich hab' 'dacht, du hast repariert?

KARLI: Ja. Ich hab' repariert, und wir haben ferng'schaut, das war interessant, da haben s' analysiert wegen die vielen Frauenmorde, das wollt' ich sehn, aber die Rosi hat dauernd dreing'redt und g'sagt, Blödsinn, was die reden, Blödsinn das mit die Ausländer, und ich hab' g'sagt, jetzt halt einmal die Goschen, Rosilein, ich will zuhören, aber sie – ... Repariert, weißt, die ganze Zeit repariert, weil das hört ja nie auf, es is' immer was zum Reparieren ... Und dann hat diese eine, diese Ministerin oder was' is', wieder g'sagt, Ausländer, die Ausländer sind nicht wie wir, hat s' g'sagt, bei uns gibt's noch kaum patriarchale Strukturen, kann mich genau erinnern, bei uns gibt's noch kaum patriarchale Strukturen, hat s' g'sagt, keine Ahnung, was das heißt, aber kann mich genau erinnern, weil da hat auf einmal die Rosi ang'fangen zum Lachen, ganz laut, ganz grauslich, so, weißt (macht es vor), ich bin total erschrocken, und die Rosi hat immer grauslicher g'lacht und da ... Ich weiß nicht ... Ich wollt' das nicht, Mama, echt, ich wollt' das nicht, das musst du mir glauben ... (Beginnt zu weinen.) Aber is' ja kein Wunder, Mama, oder? Is' ja kein – (sinkt weinend an Mamas Brust.)

MAMA (nickt, streicht ihm die Haare aus dem Gesicht)

KARLI (weinend:) Ich wollt' das nicht, Mama, das musst du mir glauben, bitte, ich weiß, du verstehst das. Ich reparier' und reparier', Tag und Nacht, und die Rosi? Immer nur Kinder schaun, kochen, putzen droben beim Grafen, was weiß ich! Nie is' s' da für mich! Und dann is' einmal was Interessantes im Fernsehn, was ich schaun will, und dann (Rest unverständlich)

MAMA (streicht ihm übers Haar): Ich versteh' dich ja, Karli, ich versteh' dich ... Aber so geht's halt auch nicht, weißt? Jetzt beruhig' dich erst einmal, beruhig' dich. Ich mach' dir einen Tee, gut? Den, den du so gern hast. Und du beruhigst dich einmal ganz in Ruhe, und dann rufen wir einen Krankenwagen, gut? (Küsst ihn auf die Wange, steht auf und geht ab. Pause. Karlis Schluchzen. Rosis erst lauter, dann schwächer werdendes Wimmern. Pause.

Mama erscheint wieder. Sie reicht Karli eine Tasse Tee, welche er stumm annimmt, geht zum Telefon, wählt. Vorhang)

(Antonio Fian, 26.1.2019)