Wem Geld für eine teure Schönheitsoperation fehlt, kann sein Glück über Plattformen versuchen, die Kunde und Bank zusammenbringen.

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Den Busen vergrößern, die Nase korrigieren, ein bisschen weniger Fett an den Oberschenkeln. Schönheitsoperationen sind längst kein Tabu mehr. Allerdings müssen jene, die etwas an ihrem Körper verändern wollen, meist tief in ihre Tasche greifen. Denn die Krankenkassen kommen für Korrekturen nur auf, wenn diese aus medizinischen Gründen notwendig sind.

Eine Möglichkeit, die finanzielle Last für die gewünschte Änderung am eigenen Körper aufzustellen, sind Kredite. Seit geraumer Zeit gibt es dafür eigene Plattformen. Beautykredit.at ist ein Beispiel für so einen Onlineservice, über den der Zugang zu einem Kredit erlangt werden kann. Gegründet wurde die Plattform 2014 von David Sattmann. Sein Ansatz dabei war: "Der Kunde kann bei der Kreditabwicklung anonym bleiben." Denn niemand wolle wohl mit seinem Bankberater über eine Penisverlängerung oder eine Brustvergrößerung sprechen.

Der Weg zum Kredit ist anschaulich gestaltet. Auf der Homepage gibt es zwei Einstellungen, die für Kunden wichtig sind. Die Höhe der gewünschten Kreditsumme und die Länge der Laufzeit. Prinzipiell können maximal 65.000 Euro und eine Laufzeit von 120 Monaten eingestellt werden. Der Kunde sieht auch, wie hoch die monatliche Belastung für die gewählte Summe und den Zeitraum ausfallen würde.

Keine Zinsangaben

Was der Kunde nicht sieht – und das fällt Konsumentenschützern ins Auge – ist, dass nicht angezeigt wird, wie sich diese Rückzahlungssumme zusammensetzt. Welcher Zinssatz wird gewählt? Sind Kosten inkludiert? Sattmann erklärt hierzu, dass man bewusst auf die Nennung eines Mindestzinssatzes verzichtet, um nicht marktschreierisch aufzutreten. Außerdem sei man selbst ja nur die Plattform, die den Kunden mit dem Kreditinstitut zusammenbringen kann. Daher könne nur die Bank Konditionen nennen.

Der Mindestzinssatz bei Angeboten für Beautykredit-Kunden beträgt derzeit 2,99 Prozent – ist letztlich aber abhängig von der Bonität des Kunden. Um hier keine Verwirrung zu stiften und nicht den Eindruck zu vermitteln, dass es sich bei den 2,99 Prozent um einen Fixzins für alle handelt, wird dieser eben nicht genannt. Den Zinssatz erfährt der Kunde erst, wenn er den Antragsprozess weiter durchläuft und von der auf Konsumkredite spezialisierten Bank – die nicht genannt werden möchte – ein Angebot zugeschickt bekommt. Die Arbeiterkammer Wien gibt zu bedenken, dass die monatliche Rate am Ende – eben je nach Bonität – auch ganz anders aussehen kann als das Beispiel auf der Homepage.

Fehlender Hinweis

Der Arbeiterkammer missfällt auch, dass der Hinweis fehlt, dass die Bank im fortlaufenden Antragsprozess eine Bonitätsprüfung des Kunden durchführt. Der Kunde muss in einer ersten Phase lediglich sein Nettoeinkommen und die Höhe der monatlichen Miete angeben. "Das allein sind aber wertlose Angaben", sagt Christian Prantner von der AK Wien.

Dass eine Kreditanfrage von Beautykredit.at kommt, sieht die Partnerbank laut Sattmann nicht. Damit soll der Verwendungszweck des Kunden ebenfalls anonym bleiben. Die Bank sieht nur, dass eine bestimmte Person einen bestimmten Betrag auf eine bestimmte Zeit ausleihen will, und erteilt aktuell innerhalb von drei Tagen eine Zu- oder Absage. Künftig soll das bereits innerhalb eines Tages geschehen.

Mit Instituten im Gespräch

Sattmann, der aktuell nur mit einer Bank zusammenarbeitet, ist laut eigenen Angaben mit weiteren Finanzdienstleistern im Gespräch. Auch aus Deutschland erhält der Geschäftsmann bereits Anfragen von Instituten, die als Kreditgeber fungieren wollen. Denn das Geschäft läuft. Im Juni 2018 war bei Beautykredit.at bereits das Anfragevolumen des gesamten Jahres 2017 erreicht. Das angefragte Kreditvolumen lag im Vorjahr bei 25 Millionen Euro. Die Abschlussquote war mit rund 20 Prozent laut Sattmann hoch. Die Plattform selbst verdient durch die Zusammenführung von Kunde und Bank freilich eine Gebühr, deren Höhe nicht genannt wird.

Die Kreditvergabe mit einem Mascherl zu versehen, um Kunden abzuholen, scheint derzeit groß in Mode zu sein. Damit könnten die Bedürfnisse der Kunden besser bedient werden. Auch klassische Banken denken laut Sattmann wieder in diese Richtung.

Sattmann setzt mit seinen Plattformen daher auf Themen, die die Menschen bewegen. Neben Beautykredit.at betreibt er die Plattformen Zahnkredit.at. Auch bei der Plattform NiewiederGlatze.at werden kreditinteressierte Kunden auf Beautykredit.at weitergeleitet. Demnächst gelauncht werden soll eine Babywunsch-Kreditplattform.

Weitere Angebote

Weil der beste Freund des Menschen oft ein Tier ist und Tierarztkosten mitunter arg am Börserl von Herrl und Frauerl nagen, hat Sattmann auch Tierkredit.at im Angebot. Bis zum Jahresende will der Geschäftsmann, der einst im Gastrobereich tätig war, auf zehn Plattformen aufgestockt haben. Sein Ziel bis 2021 ist, dass über die Plattformen ein Kreditanfragevolumen von 100 Millionen Euro generiert wird. Denkbar ist auch, das Angebot um Gutscheine für bestimmte ärztliche Behandlungen zu erweitern. Denn das sei ein Service, den Ärzte derzeit selbst nicht anbieten dürften. (Bettina Pluger, 26.1.2019)