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Der Papst bezog in Panama auch zu heiklen Themen Stellung.

Foto: REUTERS/Henry Romero

Panama-Stadt/Vatikanstadt – Papst Franziskus hat beim Weltjugendtag in Panama erstmals den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche thematisiert – und das Leid junger Opfer beklagt. Der Pontifex sagte am Freitagabend (Ortszeit) vor Zehntausenden Gläubigen bei einer Ansprache in Panama-Stadt, dass junge Leute "in die Netze von skrupellosen Menschen geraten", unter denen auch Kirchenleute seien.

Er forderte, die Menschen zu unterstützen, "die nicht geschwiegen haben und nicht schweigen angesichts einer Kultur der Misshandlung und des Missbrauchs", und solchen zu helfen, die sich für den Schutz vor Missbrauch einsetzten. Der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen erschüttert die Kirche seit längerem in mehreren Ländern – auch in Deutschland.

Gewalt gegen Frauen

Franziskus beklagte in seiner Ansprache zudem die Gewalt gegen Frauen, eine zusehends konsumorientierte Gesellschaft, Umweltverschmutzung und die Ablehnung von Migranten in vielen Ländern. Es sei abwegig und unverantwortlich, "jeden Migranten mit dem Überbringer von sozialem Übel zu identifizieren".

Die Kirche wolle eine Kultur stärken, "die willkommen heißt, schützt, fördert und integriert, die nicht stigmatisiert und vor allem nicht jeden Migranten in sinnloser und unverantwortlicher Weise als Bedrohung für die Gesellschaft ansieht", sagte der Papst.

"Erstickte Schreie" abgetriebener Kinder

Mit Blick auf das Thema Abtreibung sprach der Papst vom "erstickten Schrei der Kinder, die man daran hindert, geboren zu werden". Einer der jungen Gläubigen wurde auf der Bühne noch deutlicher. "Es gibt ein Grab, das zum Himmel schreit und die schreckliche Grausamkeit der Menschheit anprangert: Es ist das Grab, das sich im Unterleib der Mütter auftut, aus dem ein unschuldiges Leben entrissen wird", sagte er im Rahmen eines sogenannten Kreuzweges, den die Jugendlichen im Beisein des Papstes begingen und bei dem an den Leidensweg Christi erinnert wurde.

Der Freitag stand insgesamt im Zeichen des Leidens: Papst Franziskus hatte am Morgen (Ortszeit) in einer Jugendhaftanstalt nahe Panama-Stadt jugendliche Straftäter getroffen und einigen von ihnen die Beichte abgenommen. Als ihm ein junger Mann von seinem Leben berichtete, war das Kirchenoberhaupt sichtlich gerührt.

Kurz vor dem Ende des weltgrößten Katholikentreffens will Franziskus eine Gebetswache mit jungen Gläubigen abhalten. Beginnen soll der traditionelle Akt am Samstag um 18.30 Uhr Ortszeit (Sonntag, 00.30 MEZ).

86.000 Pilger vor Ort

Weltjugendtage finden alle zwei bis drei Jahre statt. An wechselnden Orten kommen zu diesem Anlass katholische Jugendliche aus aller Welt zusammen, um ihren Glauben zu feiern. Der jetzige Weltjugendtag in Panama-Stadt dauert noch bis zum Sonntag und ist nach den Veranstaltungen in Buenos Aires (1987) und Rio de Janeiro (2013) der dritte in Lateinamerika.

Die Zahl der Pilger wurde von den Veranstaltern mehrmals nach unten korrigiert, inzwischen ist von rund 86.000 die Rede. Aus Österreich sind rund 200 Wallfahrer vor Ort. Bei den großen Veranstaltungen mit Franziskus sind allerdings deutlich mehr Menschen – auch solche, die sich nicht als Pilger haben registrieren lassen – als Zuschauer dabei. (APA, 26.1.2019)