Wien – Der Finanzsektor ist einem starken Wandel unterworfen. Junge, dynamische Unternehmer buhlen mit digitalen Lösungen um Kunden. Das bringt Traditionsbranchen unter Druck. Damit einher geht auch der Ruf nach klaren Regeln. Das hat etwa der Kryptobereich deutlich gezeigt. Bei Investments in vermeintliche Bitcoin-Anlage-Plattformen haben zahlreiche Anleger bereits ihr eingesetztes Geld verloren.

Der Ruf nach Regulierung wurde auch bei sogenannten ICOs laut. Bei einem Initial Coin Offering erhalten Anleger statt Aktien einen Coin oder Token, der in Verbindung zum Unternehmen steht. Für Unternehmer ist ein ICO eine Möglichkeit, Geld von Anlegern einzusammeln. Die Finanzmarktaufsicht FMA hat für Coin und Token bereits einheitliche Begriffsbestimmungen erarbeitet. Auch ein Kontaktformular für Rechtsanfragen zu Fintech-Modellen ist auf der FMA-Homepage abrufbar. Damit soll sichergestellt werden, dass Fintech-Unternehmen aufsichtsrechtliche Bestimmungen einhalten. Die FMA arbeitet hier eng mit dem von der Regierung im Vorjahr implementierten Fintech-Beirat zusammen.

Klare Regeln

Das Bemühen von Österreich, für Fintechs klare Regelungen und einen einheitlichen Rechtsrahmen zu schaffen, geht auch auf die "Bali Fintech Agenda" zurück. Vergangenen Oktober haben der Internationale Währungsfonds und die Weltbank bei der Fintech-Konferenz in Bali zwölf Schritte festgeschrieben, um den Bereich Fintech zu regeln. Wettbewerbsförderung, regulatorische Rahmenbedingungen, Schutz vor Finanzkriminalität oder die Sicherung des Finanzsystems stehen auf der Agenda.

Die Chancen und Risiken von Fintechs werden in den kommenden zwei Tagen nun Thema sein, wenn in Wien Vertreter von Währungsfonds, Finanzministerium und Notenbank zusammentreffen. Die Konferenz ist das einzige europaweite Outreach-Event zur Bali Fintech Agenda. "Gemeinsam mit Experten aus den Bereichen Finanz, Regulierung und Praxis arbeiten wir daran, Verbrauchern eine größere Auswahl anzubieten und zu einer höheren Effizienz der Finanzmärkte beizutragen", sagt Finanzminister Hartwig Löger.

Sandbox

Ein Projekt, an dem der Fintech-Beirat in Österreich bereits arbeitet, ist die "Regulatory Sandbox". Die Idee ist, dass jene Unternehmen, die für ihr Geschäft eine Konzession von der FMA brauchen, von Beginn an mit der Behörde in Zusammenarbeit stehen. So sollen aufsichtsrechtliche Vorgaben laufend geklärt werden. Für die Unternehmer hat das den Vorteil, dass sie von Beginn an Rechtssicherheit haben. Die Sandbox soll im Frühjahr starten. Offen ist noch, wie sich Unternehmen dafür bewerben können. (Bettina Pfluger, 28.1.2019)