Juan Guaidó hofft auf baldigen Aufstieg.

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Der selbsternannte venezolanische Übergangspräsident Juan Guaidó hat in einem Interview mit der britischen Tageszeitung "Guardian" die Sorge vor einem Bürgerkrieg in dem lateinamerikanischen Land heruntergespielt. Venezuela erlebe einen "magischen Moment", in dem sich die Chance biete, "das Chaos hinter uns zu lassen".

Der amtierende Parlamentspräsident Guaidó, der sich vergangene Woche anstelle des sozialistischen Staatschefs Nicolás Maduro zum Präsidenten erklärt hatte, bemüht sich um die Unterstützung des mächtigen Militärs, das sich bisher jedoch als loyal zu Maduro erklärt hat. Seit Monaten erlebt das Land Großdemonstrationen gegen das Regime und die katastrophale humanitäre Lage, die drei Millionen Menschen hat außer Landes flüchten lassen.

Für Mittwoch und Samstag, wenn das Ultimatum einiger EU-Staaten an den seit 2013 mit harter Hand regierenden Maduro abläuft, kündigte Guaidó weitere Proteste an. Diese Frist hatten europäische Regierungen dem Regime gestellt, um Neuwahlen auszurufen. Die Wahl vor einem Jahr, aus der Maduro als Sieger hervorging, wird von den meisten westlichen Staaten als weder fair noch frei betrachtet.

Ultimatum der EU

Die USA, die jüngst mit einer Militärintervention in Venezuela gedroht hatten, haben Guaidó rasch als Interimspräsident anerkannt und sich zur Schutzmacht des Oppositionellen erklärt. Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Spanien wollen den 35-Jährigen ebenfalls als Staatsoberhaupt anerkennen, sollte Maduro nicht binnen acht Tage Neuwahlen ausrufen.

Guaidó versprach indes Neuwahlen "so bald wie möglich", erst müsse aber "der Eindringling" Maduro gehen, die politischen Gefangenen freikommen und Auslandsvenezolaner als Wähler registriert werden.

Am Samstag hatte der venezolanische Militärattaché in Washington Maduro die Gefolgschaft aufgekündigt, 3.600 Armeeangehörige wurden im vergangenen Jahr entlassen – für Guaidó Hinweise auf den nahenden Zusammenbruch des Regimes. "Wir müssen diese Erfolge jetzt aber erst konsolidieren, damit wir wirklich den Weg in Richtung einer Übergangsregierung einschlagen können und, am Ende, Neuwahlen erreichen können", sagte Guaidó dem "Guardian". 26 Menschen sind laut Nichtregierungsorganisationen bei den Protesten seit vergangener Woche ums Leben gekommen. (flon, 28.1.2019)