Diese Werkzeuge können Angst machen. Bei ihrem ersten Zahnarztbesuch machte meine Tochter aber nur mit dem kleinen Spiegel Bekanntschaft.

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Günther Brandstetter beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Zur Zahnärztin geht er nicht so gerne, obwohl sie sehr sympatisch ist.

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Endlich Wochenende. Doch ausschlafen und gemütlich frühstücken spielte es vergangenen Samstag nicht. Ich und meine Tochter hatten einen Termin bei der Zahnärztin. "Ich mag mir nicht in den Mund reinschauen lassen", war einer der ersten Sätze, die sie nach dem Aufstehen sagte. Zahnarztbesuche kannte sie bislang nur aus ihrem Conny-Buch, die Geschichte handelt von einem braun verfärbten Zahn und Bohrern. Die nervige Göre aus dem Hause Pixi hat hier ganz klar ihre positive Vorbildwirkung verfehlt.

Grundsätzlich ist meine Tochter bei Arztbesuchen relativ entspannt. Kürzlich sagte sie sogar, sie möchte bald wieder geimpft werden. Der Grund dafür: Nach dem Pikser schenkt ihr die Kinderärztin immer ein kleines Säckchen Gummibärchen. Solche positiven Erfahrungen hat sie mit der Zahnheilkunde noch nicht gemacht.

Wir haben uns für eine relativ junge Ärztin in Siebenhirten entschieden, die auf Angstpatienten wie mich und Kinder spezialisiert ist. Wir sitzen im Wartezimmer. Die Wände sind hellgrün gestrichen, das sollte beruhigend wirken. Tut es aber nicht. Es ist viel los, der Samstag scheint ein beliebter Tag zu sein. Ich versuche mich zu entspannen, meiner Tochter zuliebe. Ich flüstere ihr eine Lüge zu: "Juhu, ich freue mich schon auf die Untersuchung." Das Kind schaut mich ungläubig an.

Auch unechte Prinzessinnen haben schöne Zähne

Wir werden aufgerufen, die Zahnärztin strahlt Ruhe aus. Sie ist sympathisch, nimmt sich Zeit, erklärt alles ausführlich, meine Angst wird kleiner. Ich setze mich mit meiner Tochter auf den Behandlungsstuhl. "Jetzt schauen wir gemeinsam in den Mund vom Papa. Hilfst du mir dabei?" Die Ärztin hält ihr den kleinen Zahnspiegel hin. Meine Tochter nimmt ihn wortlos, beide blicken interessiert in meine weit geöffnete Intimzone.

Zwei, drei Minuten dauert dieses Intermezzo, das meine Tochter auf ihre Untersuchung vorbereiten soll. "Zeigst du mir jetzt deine Zähne?", fragt die Ärztin. Die Vierjährige öffnet bereitwillig ihren Mund. "Oh, du hast ja richtige Prinzessinnenzähne", lautet das Urteil. Meine Tochter schaut wieder etwas ungläubig. "Ich bin doch gar keine echte Prinzessin", wird sie später zu mir sagen. Alles in Ordnung, erst in einem Jahr brauchen sich die beiden wiederzusehen.

Während mein Kind entspannt ein Puzzle zusammenbaut, gehe ich zum Röntgen. Eines zeigen die Bilder deutlich: Ich werde die Zahnärztin früher wiedersehen. Nicht weil sie mir so sympathisch ist. Mehrere Füllungen müssen getauscht werden, außerdem macht ein Weisheitszahn Probleme. Gummibärli gab es übrigens keine zur Belohnung. (Günther Brandstetter, 3.2.2019)