Jeder Österreicher isst durchschnittlich 63,4 Kilogramm Fleisch pro Jahr.

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Wien – Auch wenn vegetarische und vegane Ernährung mit zwei beziehungsweise einem Prozent (GfK-Umfrage 2016) noch ein Minderheitenprogramm ist, sinkt der Fleischkonsum in Österreich kontinuierlich: Wurden 2007 noch 66,8 Kilogramm pro Kopf und Jahr (menschlicher Verzehr) verspeist, waren es 2017 nur mehr 63,4. "Wir stehen am Beginn eines Trends zu mehr Qualität und weniger Quantität", sagt AMA-Sprecherin Manuela Schürr.

"Das ist auch gut so", betont Schür. "Besser ein bisschen weniger und dafür schmackhafter essen." Diese Einschätzung wird durch eine GfK-Umfrage aus dem Jahr 2016 unterstützt: Natürlicher, nicht künstlicher Geschmack, keine künstlichen Farb- und Konservierungsstoffe sowie besondere Frische sind jene drei Anforderungen an Fleisch, die den Konsumenten am wichtigsten sind. Ein günstiger Preis wurde nicht einmal von einem Fünftel als "sehr wichtig" genannt, was lediglich Rang zwölf ergab.

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Auch was die Arten betrifft, ist der Markt offenbar in Bewegung: Besonders deutlich ist der Rückgang bei Schweinefleisch – von 40,9 Kilogramm (2007) auf 37,2 (2017). Rind- und Kalbfleisch stagnieren bei etwa zwölf Kilogramm pro Kopf und Jahr, eine leichte Zunahme um etwa ein Kilogramm seit 2007 auf aktuell 12,6 gab es bei Geflügel. Auch das deckt sich großteils mit der Umfrage.

Obwohl der Fleischkonsum abnimmt, werden laut Österreichischem Ernährungsbericht 2017 die empfohlenen drei Portionen pro Woche von beiden Geschlechtern weiterhin deutlich übertroffen: Männer verspeisen 900 bis 1.320 Gramm Fleisch und Fleischprodukte pro Woche und überschreiten das empfohlene Maximum von 300 bis 450 Gramm um etwa das Dreifache. Frauen liegen mit 483 bis 546 Gramm ebenfalls über diesen Empfehlungen, wenn auch nur geringfügig.

Fisch gewinnt an Bedeutung

Geht es nach der GfK-Umfrage, wird es in den nächsten Jahren einen weiteren Gewinner geben: Fisch. Dieser soll in 44 Prozent der Haushalte an Bedeutung gewinnen. Damit steigen auch die Chancen, dass man sich den im Ernährungsbericht empfohlenen (Mindest-)Mengen – ein bis zwei Portionen von etwa 150 Gramm pro Woche – zumindest annähert. Diese erreichen nämlich derzeit weder Frauen noch Männer auch nur ansatzweise.

Schlechtes Öko-Zeugnis

Den Fleischkonsum der Österreicher will der WWF mit einem Ratgeber in nachhaltigere Bahnen lenken, denn laut der NGO ist ein Viertel des ökologischen Fußabdruckes auf die Ernährung zurückzuführen, insbesondere aufgrund tierischer Produkte. Unterstützt wird die Kampagne von Tatort-Ermittlerin Franziska Weisz. "Verantwortung beginnt im Einkaufswagerl", sagte sie am Montag bei einem Pressetermin.

Sie glaube nicht, dass man Fleischessen verbieten solle, so die bekennende Vegetariern, "aber selbst ein Schnitzel weniger in der Woche bewirkt etwas", betonte die Wienerin, die eine von mehreren österreichischen Promis ist, die den WWF supporten. Was bewirkt werden soll, erläuterte Helene Glatter-Götz, WWF-Expertin für Nachhaltige Ernährung, nämlich den Fleischkonsum "zurück auf ein gesundes Maß" zu bringen. Und die Produktion von Fleisch schade nicht nur der Umwelt: "Wenn man Fleisch reduziert, dann geht es auch um die Gesundheit", nannte Thomas Lindenthal von der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien und vom Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) einen weiteren Grund, den Fleischkonsum mindestens um die Hälfte zu reduzieren.

Weniger und besseres Fleisch

Der WWF-Fleischratgeber soll dabei helfen, das von der NGO gesetzte Ziel "weniger und besseres Fleisch" zu erreichen. Sechs Kriterien wie Klima, Antibiotika oder Tierwohl sollen den Konsumenten bei der Selektion unterstützen, sie zeigen im Ampelsystem an, wie die Umweltfolgen jeweils bewertet wurden. Sieger von Rind bis Huhn ist dabei jeweils Biofleisch – sowohl aus Österreich wie auch aus der EU. Hier lautet die Empfehlung "in Maßen", während das Rind mit dem AMA-Gütesiegel ein "lieber wenig" erhielt, und es beim AMA-Schwein gleich einmal "Finger weg" heißt – eine Empfehlung die für Fleisch aus konventioneller Tierhaltung aus nicht-österreichischer Produktion durchgehend vergeben worden ist.

"Österreichisches Fleisch basiert auf meist gentechnikfreiem Futter und die Tiere haben mehr Platz. Bei österreichischem Schweinefleisch hingegen besteht dringender Nachholbedarf, sowohl in der Fütterung wie auch beim Tierwohl. Hier gibt es oft nur geringe Qualitätsunterschiede zu importierter Ware", erläuterte Lindenthal diese Beurteilungen. Für den Experten ist der mittelfristige Umbau des Ernährungssystems eine Notwendigkeit, die daraus folgenden Einbußen für Rinderzüchter und Schweinbauern sollten durch einen Einkommensausgleich abgefedert werden. (APA, 28.1.2019)