Optimistischer Afghane: Präsident Ghani.

Foto: Presidential Palace office/Handout

Kabul – Der afghanische Präsident Ashraf Ghani hat am Montag in einer landesweit übertragenen TV-Ansprache die radikalislamischen Taliban zur Aufnahme von direkten Friedensgesprächen mit seiner Regierung aufgerufen. Bisher sprechen die Aufständischen, die heute wieder weite Landstriche kontrollieren, ausschließlich mit den USA über Wege zur Beilegung des langwierigen Konflikts.

Ghani sagte am Montag in einer Fernsehansprache, die Aufständischen sollten die "Forderung der Afghanen nach Frieden" erfüllen und "ernsthafte Verhandlungen mit der afghanischen Regierung aufnehmen". Die Taliban lehnen es bisher kategorisch ab, mit Ghanis Regierung zu verhandeln, da sie diese für eine Marionette der USA halten.

Die Taliban hätten zwei Möglichkeiten, sagte Ghani: Sie könnten entweder mit den Afghanen zusammenstehen oder das Werkzeug fremder Mächte und ihrer Ziele sein. "Gäbe es den Krieg mit den Taliban nicht, wäre das Leben von Millionen Afghanen angenehm", sagte Ghani. Kein Afghane könne akzeptieren, dass seine Kinder Kanonenfutter würden oder ans Ausland verloren gingen. Gleichzeitig wünsche sich kein Afghane eine länger andauernde Präsenz internationaler Truppen. Aktuell sei dies aber eine Notwendigkeit.

Beide Seite betonen Progress

Erst am Samstag hatte die jüngste und mindestens fünfte Gesprächsrunde seit Juli 2018 zwischen Vertretern der Taliban und einer US-Delegation geendet. Darin ging es um einen Abzug der internationalen Truppen, einen Waffenstillstand und um die Frage, wie verhindert werden kann, dass das Land ein sicherer Hafen für Terroristen wird. Beide Seiten sprachen danach von Fortschritten.

Die Gespräche sollen zudem direkte Gespräche zwischen den Taliban und Kabul in die Wege leiten. Allerdings konnte der US-Delegationsleiter, Zalmay Khalilzad, den Taliban bisher kein Zugeständnis abringen, sich mit Kabul an den Verhandlungstisch zu setzen.

Von den direkten US-Taliban-Gesprächen fühlte sich Kabul in der Vergangenheit zeitweise vor den Kopf gestoßen und ausgeschlossen. Im Dezember twitterte der nationale Sicherheitsberater, Hamdullah Mohib, dass nur die Bevölkerung Afghanistans und seine gewählten politischen Führer Entscheidungen über die Zukunft des Landes treffen könnten.

"Wir wollen Frieden", bekräftigte Ghani am Montag. "Wir wollen ihn schnell, aber wir wollen ihn mit einem Plan." Die Opfer des 17-jährigen Konflikts dürften dabei nicht vergessen werden, und die Verhandlungen müssten von Afghanen geführt werden. (APA, 28.1.2019)